CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)
The Tangent - A place in the queue
(79:01, InsideOut, 2006)
"Okay", denkt man ernüchtert, nach dem weiteren Line-up Verfall, (nach David Jackson verließen nun auch noch Roine Stolt und Zoltan Csörsz das Project) "jetzt büßt The Tangent wohl entgültig an Klasse und Biss ein". Doch wie bereits nach dem Ausstieg von Van der Graaf Bläser David Jackson fand Andy Tilison auch diesmal wieder renommierten Ersatz. Roine Stolt wird hauptsächlich von Krister Jonsson (Karmakanic), aber auch von Dan Watts (Po90D) ersetzt, und Zoltan Csörzs Part übernimmt der frühere Flower Kings Schlagzeuger Jaime Salazar. Die restlichen Musiker aus dem Vorgängeralbum "The world that we drive through" (Sam Baine, Guy Manning, Jonas Reingold und Theo Travis), hielten Andy Tillison auch weiterhin die Treue. Und während man so über die Musikersektion und das hervorragende Zusammenspiel der beiden Studioalben sinniert, läuft "A place in the queue" weiter. Ein viertes Mal, ein fünftes Mal. Und plötzlich stellt man fest, geändert hat sich eigentlich gar nicht viel. Als die größte Veränderung sehe ich den zahlreicheren Einsatz von Blasinstrumenten, und einen insgesamt gesunkenen Gitarrenanteil. Zudem orientierte man sich stärker den je an der Canterbury-Szene. Ansonsten bietet die Musik wieder etlichen Freiraum für Musiker, und deren virtuosen Momente, sowie mit Hammonds, Moogs, und Mellotren eine volle Ladung der siebziger Tastenkunst. Dabei ist das Songmaterial nicht immer von hoher Qualität, es klingt eben vieles schon zu gewohnt, an manchen Stellen kommt man sogar ins grübeln ob dies nun vom Original oder bei sich selbst abgekupfert worden ist. Die stärksten Tracks stehen für mich am Anfang und am Schluss, allerdings nehmen diese beiden Songs bereits über 45-Minuten Laufzeit ein. Es ist eben wie so oft, bei solchen Bands oder Projekten, die ursprüngliche Originalität nach einem ersten Album, ist bereits nach dem zweitem oder dritten, schon wieder etwas verschüttet. Wer insgeheim, durch die Umbesetzung auf mehr Neues hoffte, wird mit Sicherheit etwas enttäuscht sein, denn nach einem Neuanfang klingt das ganze jedenfalls nicht. Nimmt man also das Album, wie es ist, ist es zwar etwas plakativ, aber immer noch sehr gut.
Andreas Kiefer
© Progressive Newsletter 2006