CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

The Syn - Syndestructible
(52:35, Umbrello Records, 2005)

1965 wurde die Psychedelic Pop Formation The Syn aus der Taufe gehoben. Man veröffentlichte einige mehr oder minder erfolglose Singles, die Band spielte regelmäßig im legendären Marquee Club, sowie u.a. im Vorprogramm von Jimi Hendrix und man wurde später ein lebendiger Teil der Flower Power Bewegung in Swingin' London. Anfang 1968 war jedoch auch dieses Kapitel abgeschlossen, die verschiedenen Mitglieder gingen getrennte Wege und bis zur Reunion im Jahr 2005 waren The Syn nichts weiter als eine kleine, wenn auch nicht gerade unbedeutende Randnotiz der Rockhistorie. Nicht unbedeutend deshalb, da zwei Mitglieder von The Syn Ende der 60er als Gründungsmitglieder einer ganz anderen Band für Furore sorgten. Klar: die Rede ist hier natürlich von Yes, sowie Chris Squire und Peter Banks. Warum The Syn nun gerade jetzt wieder auf die Bildfläche zurückkehren, eine Band, die wirklich nur die Yes Insider vom Namen her kennen, lässt sich wohl nur damit erklären, dass Chris Squire dieses Kapitel doch irgendwie als nicht abgeschlossen betrachtet. Zusammen mit dem damaligen Sänger Steve Nardelli, sowie drei weiteren Mitstreitern (aber ohne Peter Banks), wurde die Band reaktiviert und "Syndestructible" auf einem kleinen Label veröffentlicht. Mit der ursprünglichen musikalischen Ausrichtung haben The Syn anno 2005 nicht mehr viel gemein, vielmehr geht es auf "Syndestructible" Richtung zeitlich aktualisierten, jedoch sehr relaxten Rock / Progressive Rock. Und die größte Überraschung: diese Scheibe gehört zum Besten aus dem Yesdunstkreis, was in den letzten 15 Jahren veröffentlicht wurde. Keine Überproduktion wie bei Squires Projekten mit Billy Sherwood, kein Versuch, nette Popnummern mit Prog Appeal zu schreiben, sondern einfach gute, unspektakuläre Rockmusik mit einigen progressiven Schlenkern und Spät 60s Touch. Dazu der leicht rauchige, unaufdringliche Gesang Nardellis, sowie jede Menge toller Vokalharmonien und lässige Melodien, sowie einige beeindruckende Instrumentalparts im Retrogewand. Auch erweckt dieses Album nicht nur aufgrund gemeinsam geschriebener Songs den Eindruck einer Gemeinschaftsarbeit, sondern auch Chris Squires Bassspiel und Harmoniegesang drängt sich keineswegs in den Vordergrund, sondern ist homogen als Teil des Ganzen verschmolzen. Mit der richtigen Dosis Bombast, aber auch der zurückgenommenen, entspannten Ruhe des Alters, bieten die sieben Songs auf "Syndestructible" eine gut abgehangene Mischung unprätentiöser, progressiver Rockmusik, wobei lediglich das zu konturlos-mainstreamige "Golden age" etwas negativ aus dem Rahmen fällt. Ansonsten: eine gelungene Überraschung, die auf diese Art sicherlich von The Syn respektive Chris Squire nicht zu erwarten war.

Kristian Selm



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