CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)
Chardeau - Hors portée Sélection Instrumental
(77:34, L Records, 2005)
Verwirrt einen der Blick auf das Cover zuerst - nennt sich die Platte oder Band nun Chardeau oder doch Hors Portée - so schafft der Blick ins aufklappbare Digi Pack Erleuchtung auf mehreren Ebenen. Der Kanadier Chardeau greift in die verschiedensten Tasten und ist somit der Namensgeber dieses Albums. In der Dankesliste tauchen dann u.a. Künstler wie John McLaughlin & Mahavishnu Orchestra, Randy California, Yes, Genesis, Magma, The Who, The Beatles, aber auch Beethoven, Debussy, Wagner und Stravinski auf, wobei eine der vordersten Positionen speziell Jerry Goodman einnimmt. Und genau dieser Jerry Goodman, einst auch beim Mahavishnu Orchestra geigend tätig, taucht dann wieder in der langen Liste der beteiligten Musiker dieses Konzeptwerkes auf, wie sich dort ebenfalls ex-Magma Bassist Bernard Paganotti wiederfindet. Wer jetzt nun wilden, expressiven Jazz Rock erwartet, liegt jedoch gänzlich falsch. Der Komponist Chardeau bewegt sich vielmehr im ätherischen Raum, seine Ideen atmen zurückgenommene, fast schon klassische Eleganz, er setzt vor allem auf sanfte, weltmusikalische Töne und meist spartanische Instrumentierung, die als Unterbau für unzählige wunderbar verträumte Geigensoli dient. Dennoch darf auch mal die Gitarre jaulen, das Saxophon schmalzen, doch so richtig mal auf die Tube zu drücken, trauen sich die Musiker leider viel zu selten. So ist "Hors portée" über weite Strecken eine mehr introvertierte Angelegenheit, bricht in seltenen Momenten zu wirklich expressiven und beeindruckenden Soloeskapaden auf, wobei man den Künstlern meist schon anmerkt, dass ihre Wurzeln eher im Jazz Rock Bereich liegen. Böse formuliert könnte man dieses Album auch ganz simpel als Easy Listening Jazz auf hohem Niveau umschreiben.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006