CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)
Stride - Imagine
(50:51, Replica Records, 2005)
Hatte man für den Vorgänger "Music machine" noch keinen geeigneten Sänger gefunden und spielte diesen rein instrumental ein, so ist die texanische Band Stride nach langer Suche endlich mit Gary Belin fündig geworden. Dementsprechend ist "Imagine" weit weniger auf die Instrumentalisten ausgerichtet, sondern setzt vielmehr auf packende Hooks und voluminöse Melodien. Der Mix aus Prog und Power Metal, gleichzeitig aber auch der Blick über den Tellerrand hin zu AOR und Melodic Rock sorgt für eine gelungene inhaltliche Verbindung, mit genau der richtigen Balance aus spielerischem und kompositorischem Können. Oder wie die Band in einer anderen Kritik ganz passend stilisiert wurde: Progressive AOR Metal. So hebt sich "Imagine" in erster Linie wohltuend aus der Masse an reinen Prog Metal Alben heraus, da hier einfach die Mischung und die Ausgewogenheit stimmen Natürlich wird hier in einigen Passagen auf mächtig Pathos und überladenen Bombast zurückgegriffen, es darf auch mal etwas ausgiebiger soliert und mit dem eigenen Können geprotzt werden. Gleichzeitig hat dieses Album aber logischerweise nicht unbedingt die Tiefe von progressiveren Scheiben, kommt deswegen etwas leichtgewichtiger aus den Boxen. Aber auch wenn Stride viele typische Klischees aus den entsprechenden Genres als Angriffsfläche bieten, so gelingt ihnen immer wieder der entscheidende Schlenker, um eben nicht nur schablonenhaft zu agieren. "Imagine" kann damit allen ans Herz gelegt werden, die es gerne etwas kerniger, eine Spur geradliniger mögen, dennoch dabei nicht auf einen hohen Melodieanteil verzichten wollen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006