CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Secret Saucer - Element 115
(70:26, Dead Earnest, 2001)

Als temporäres Projekt trafen sich bereits im Juni 2001 neun Musiker aus den unterschiedlichsten Bands der derzeitigen amerikanischen Space Rock Szene (u.a. Mitglieder von Quarkspace, Architectural Metaphor, Sun Machine), die z.B. auch bereits mit ihren Vorbildern Nik Turner, Daevid Allen, Ozric Tentacles bzw. Hawkwind zusammen gespielt hatten bzw. mit ihnen auf Tour waren, und jammten einfach ein Wochenende lang ganz spontan und locker miteinander. Das Endresultat waren knapp 12 Stunden Musik, die diese "All Star Band" als reine Improvisationsmusik im stilistischen Spannungsumfeld von Space / Jam und Krautrock aufnahm und die sehr tief in den 70ern verwurzelt ist. Auf "Element 155" wurden knapp 70 Minuten dieser ausgiebigen Wochenendsession gepackt, die die stärksten und intensivsten Momente auf einer CD vereint. Die 12 Titel auf "Element 155" klingen trotz völliger inhaltlicher Freiheit erstaunlich konzentriert und keineswegs nur nach orientierungsloser Zielsuche. Dies liegt sicherlich daran, dass die einzelnen Musiker nicht immer komplett gleichzeitig spielten, sondern unterschiedliche Besetzungen - mal als Trio, Quartett bis hin zum 8-köpfigen Zusammenspiel - die verschiedenen Möglichkeiten und Klangspektren ausprobierten. Einerseits eignet sich Space Rock sicherlich sehr gut für Improvisationen, da man sich aufbauend auf einen einmal gefundenen eindringlichen Grundrhythmus, prächtig solistisch austoben kann. Andererseits benötigt es aber auch das dementsprechende gemeinsame Verständnis untereinander, damit die solistischen Exkursionen nicht in völliger Leere verpuffen. Vor allem die Gitarren wurden mit sehr viel Hall versehen und die einzelnen Töne schwimmen und fließen mehr, als dass energetisch die Saiten zum Heulen und Jaulen gebracht werden. Ein Großteil der Musik ist geprägt von blubbernden, lang schwebenden, psychedelischen Akkorden und Tonfolgen, die die Weite des Raumes klanglich greifbar machen. Dennoch weist jeder "Song" seinen ganz eigenen Charakter auf, auch wenn die klanglichen Reisen allesamt himmelwärts gerichtet sind. Eine prima Scheibe zum Davonfliegen!

Kristian Selm



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