CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Klaus Schulze - Moonlake
(74:04, SPV, 2005)

Neben den vielen liebevollen Wiederveröffentlichungen alter Schulze-Werke sollte nicht vergessen werden, dass nicht nur seine Vergangenheit verwaltet wird, sondern er nach wie vor noch aktiv ist. Gerade hat er mit "Moonlake" ein neues Album auf den Markt gebracht, das beweist, dass durchaus noch mit ihm zu rechnen ist. Auf "Moonlake" definiert sich Schulze zwar nicht komplett neu, auch wenn die Plattenfirma suggerieren möchte, dass er hier völlig neue Wege beschreitet - aber die Mixtur aus Reminsizenzen an seine 70er Alben und modernen Elementen ist ihm weitgehend gut gelungen. Laut Presseinfo übernimmt die Perkussionsarbeit erstmals eine dominante Rolle, und zum ersten Mal packt er den Mini Moog Synthesizer auch im Studio aus. Klaus Schulze startete seine Karriere bekanntlich als Drummer, insofern ist es nicht überraschend, dass er diesbezüglich eine gewisse Kompetenz besitzt und diese auch einzusetzen weiß. Und dass er Perkussionselemente schon auf vielen früheren Alben untergebracht hat, ist keine neue Erkenntnis. Insofern bringt dies also nichts essentiell Neues. Typische Schulze-Trademarks sind natürlich auch hier zu hören, und das ist auch gut so. Neu ist der Ethno-Touch, den ein gewisser Thomas Kagermann (auch kein Unbekannter) einbringt. Das Album startet mit dem 30-Minüter "Playmate in paradise". Bei der Spielzeit also kein Wunder, dass hier die Grundthemen weit angelegt sind. Schulze überrascht hier durch warmen Synthiesound und durchaus melodiöse Soli, was sich doch deutlich absetzt von seinen zum Teil recht technisch-unterkühlten Werken. Ein starkes rhythmisches Grundgerüst ist unterlegt, auf etwa halber Strecke gibt es dann einen Bruch, und Ethno-Elemente durch Gesang und Geige werden eingeflochten, wobei dies gerade so proportioniert ist, dass mir das Gesäusel nicht zu sehr auf die Nerven geht. Interessanter Titel, für den 20 oder 25 Minuten sicherlich auch ausgereicht hätten - ist halt Schulze.... Es folgt das knapp 18minütige Artemis in "Jubileo", das sehr perkussiv beginnt und in Kombination mit sehr orchestralem Synthiesound an sein "X"-Album erinnert - eine sehr starke Nummer und für mich das Highlight des Albums. Damit ist das Studioalbum abgeschlossen. Angefügt wurden dann noch zwei Liveausschnitte aus einem Konzert in Polen, das im November 2003 stattfand. Beide Titel fügen sich nahtlos ein und so kommt am Ende ein durchaus interessantes neues Schulze-Album heraus, das mich - mit einigen wenigen Abstrichen - durchaus überzeugen kann und zu seinen besseren Werken gezählt werden darf, wobei "Moonlake" an die alten Meisterwerke "Mirage" oder "X" natürlich nicht heranreichen kann - aber das habe ich auch nicht erwartet. Schönes Album.

Jürgen Meurer



© Progressive Newsletter 2006