CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Salem Hill - Mimi's magic moment
(62:39, Progrock Records, 2005)

Als Salem Hill mit den Arbeiten an ihrem siebten Studioalbum begannen, kam bei der Band die nicht ganz taufrische Idee auf, sich an ein Konzeptalbum heranzuwagen. Dummerweise wiesen bereits drei von den letzten vier Studiowerken der Amerikaner einen konzeptuellen Ansatz auf, worauf der Entschluss reifte, einfach in komplexen, länger angelegten Stücken eine jeweils eigene Geschichte zu erzählen. Somit umfasst "Mimi's magic moment" gerade mal 4 Titel, die bis auf das knapp 7-minütige "All fall down" allesamt im Bereich zwischen 15-22 Minuten angesiedelt sind. Damit bekommt man einerseits den songbasierten, melodischen Ansatz von Salem Hill im epischeren Format präsentiert, andererseits bedeutet dies vor allem inhaltlicher Freiraum für weit ausufernde Soloparts. Vor allem die Gastauftritte von ex-Kansas Geiger David Ragsdale, einem Solopart von Glass Hammers Fred Schendel, wie auch Neal Morse Gesang beim Opener "The Joy Gem" tun diesem Album hörbar gut und sorgen für neue inhaltliche Charakterzüge, die man in diesem Maße noch gar nicht von Salem Hill kannte. Mag es nun an der Präsenz von Neal Morse liegen oder wer auch immer da seine Finger auf höherer Ebene im Spiel hatte, auf einmal klingen Salem Hill ganz überraschend in manchen Passagen sehr Spock's Beard-lastig. "Stolen by ghosts" beinhaltet einen sehr gelungenen, flotten Latino Part, wie man ihn bereits vom Bärte Stück "At the end of the day" kennt, wie auch der stellenweise eingearbeitete Bombastfaktor doch wohl eher zufällig vom Barte des Spock inspiriert zu sein scheint. Nicht, dass hier ein falsches Bild entsteht, Salem Hill vertrauen noch immer auf ihre typischen Trademarks, wobei die grundlegenden Stärken der Band besonders in den prägnanten, mehrstimmigen Gesangsparts und den ruhigen, melancholischen Momenten liegen. Doch die diversen Gäste heben die Musik von Salem Hill auf eine ganz neue Ebene. Neben David Ragsdale, der bei zwei Tracks begeisternd und gefühlvoll die Violine in Schwingungen setzt, gehören ebenfalls die Flötentöne von Jeff Eacho zu den starken Momenten dieses Albums. "Mimi's magic moment" ist damit zwar keine Fortsetzung vom bisherigen Band Highlight "The robbery of murder", doch mit einem geänderten musikalischen Ansatz ist der aktuelle Longplayer qualitativ von einem ganz ähnlichen Kaliber und bietet überzeugenden Progressive Rock amerikanischer Prägung.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2006