CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)
The Vow - Devil in disguise
(69:25, Privatpressung, 2005)
Es fällt mir doch immer wieder von neuem schwer, über eine deutsche Band eine einigermaßen neutrale CD-Rezi, mit nicht all zu viel Skepsis, oder ohne Sonderbehandlung zu verfassen. Also gehen wir ganz relaxed und objektiv an die Sache ran. The Vow stammen aus dem Frankenland und legen mit "Devil in disguise" bereits Ihr drittes Album vor. Glücklicherweise verstärkte sich das frühere Duo mit einem echten Drummer, so dass der nervende Dosen-Schlagzeugsound aus den Vorgängeralben endlich der Vergangenheit angehört. Aber auch sonst bekommt man einen sauber produzierten melodischen Neo Prog bzw. Melodic Rock zu hören, der gut über die Hälfte der Spielzeit doch recht reife Kompositionen bieten kann. Es gibt zwar so gut wie keine härteren oder komplexe progressive Attacken, doch wissen zumindest die Glanzpunkte der CD, ein gelungener Titeltrack und ein fast 30-minütiger Schlußtrack, mit schönen Ideen, geschmackvollen Keys- und Gitarrenspiel auf eine eher melodischen Art zu überzeugen. Die sechs restlichen Songs verfehlen allerdings besonders nach mehrmaligem anhören komplett Ihre Wirkung, da man den Neo Prog Bereich verlässt und sich irgendwo in einer Minimal Melodic Rock Ebene wieder findet. Das einzige Instrument dass dabei noch einigermaßen nach Prog klingt, ist das Gitarrenspiel. Die Keyboards werden dagegen völlig im Melodic Rock Charakter und ohne die typischen Neo Prog Sololäufen vorgetragen. Aber es fehlt mir auch insgesamt bei diesen besagten Songs etwas an griffigeren und knackigen Momenten, die eigentlich notwendig sind, um einen attraktiven Melodic Rock zu spielen. Man muss sich nur mal den Refraingesang als Beispiel herausnehmen. Wie sich so was besser anhören kann, hat uns ja aktuell die Band Kino gezeigt. Der Sologesang ist stattdessen ganz okay, erinnert mich irgendwie an Alan Reed von Pallas. Doch es sind nicht nur die Gesangsähnlichkeit, die einen Vergleich zu Pallas zulassen, auch rein musikalisch sind durchaus Parallelen zu ziehen. Im Schubladendenkverfahren könnte man die progressiveren Stücke von The Vow in etwa mit den Aufnahmen von "The sentinel" oder "The cross & the crucible" vergleichen, die restlichen Stücke wohl eher mit "The wedge" oder "Beat the drum". Unterm Strich bleibt mir The Vow mit dieser Veröffentlichung (und bitte nicht Böse sein) als eine "Pallas-Light" Ausgabe in Erinnerung, die sich allerdings vor manch deutscher Konkurrenz wirklich nicht zu verstecken braucht. So und jetzt hoffe ich, dass ich meine eigenen Vorgaben zu Beginn der Rezi auch eingehalten habe.
Andreas Kiefer
© Progressive Newsletter 2005