CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)
Tin Scribble - Children of Saturn
(57:44, Privatpressung, 2005)
Aus den Überresten von House Of Usher, deren ehemaliges Postfach sich genau neben den wesentlich bekannteren Discipline befand und die vor 8 Jahren ihr einziges Album "Body of mind" veröffentlichten, entstanden Tin Scribble. Frustriert durch die Arbeit und den beschränkten Horizont einer traditionellen Progressive Rock Band, entschlossen sich Bassist Mark Jardine und Gitarrist / Sänger Michael Allen Moore zu den aktuellen Ufern des Art Rocks aufzubrechen. Mit zwei Neuzugängen an Gitarre und Schlagzeug fanden sie die passenden Mitstreiter, und so liegt mit "Children of Saturn" der erste Streich des Quartetts vor. Zieht man den musikalischen Vergleich zu House Of Usher, so sind Tin Scribble weit weniger berechnend, ist der direkte, mehr melodische Prog Rock Ansatz komplett verschwunden. Dafür merkt man mal mehr, mal weniger, dass hier als Einfluss Grundstimmungen von Bands wie Tool, Radiohead oder Porcupine Tree dienten. Deswegen überrascht es auch nicht, dass zum einen kurze Klangfragmente, die meist als Überleitung dienen, zu hören sind, sich zum anderen die "richtigen" Songs weitgehendst im modernen, atmosphärisch dichten Rockbereich bewegen, ohne dabei gänzlich auf die Traditionen der Vergangenheit zu verzichten. Die Musik von Tin Scribble fußt meist im härteren, düsteren Alternative / Art Rock, gibt sich jedoch recht ungewöhnlich, in gewissem Maße sperrig und keinesfalls vorausschaubar. So bestimmen neben der markanten, gleichzeitig brüchig wirkenden Stimme des Frontmanns, die sicherlich nicht bei jedermann auf Zustimmung stoßen wird, sich aber dennoch als sehr passend für den Gesamtsound erweist, vor allem die Gitarren den Sound von Tin Scribble. Daneben verfügen die Ideen über einen irgendwie undefinierbaren orientalischen bzw. leicht psychedelischen, sphärischen Touch, der den Songs eine ganz eigene mystische Atmosphäre verleiht, sich jedoch mehr als unterschwelliges Gefühl, denn als offensichtliches Merkmal in die Musik einschleicht. Auch wenn der Band zwischendurch etwas die Luft ausgeht, so entwickelt "Children of Saturn" vor allem im Mittelteil des Albums eine sogartige Faszination, die durch frische, nicht alltägliche Einfälle zu gefallen weiß.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005