CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)
Musikgruppen Radiomöbel - Gudang Garam
(43:57, Transubstans Records, 1978)
Bereits 1973 gegründet, brachte die schwedische "Musikgruppen Radiomöbel" (keine Ahnung, ob der Name Radiomöbel im schwedischen die gleiche sinnlose Bedeutung hat wie in der deutschen Sprache, klingt auf jeden Fall irgendwie cool!) 1975 ihr Debüt "Tramsebox" in nicht gerade großer Auflage heraus. Drei Jahre später folgte "Gudang Garam" ebenfalls in sehr kleiner Auflage als Privatpressung, welches inzwischen zum ersten mal auch im digitalen Format vorliegt. Beide Originalalben dieser obskuren Band sind in Sammlerkreisen gesuchte Raritäten, wobei die musikalische Qualität nicht ganz mit dem Seltenheitswert standhalten kann. Die acht Songs auf "Gudang Garam" - in klassischer 5er Besetzung Gitarre / Bass / Schlagzeug / Keyboards / Gesang eingespielt - sind im Grenzbereich zwischen Psychedelic und Sinfonic Rock anzusiedeln, wobei hin und wieder auch leicht folkige Momente durchscheinen. Die Keyboards sorgen mit ihren breit angelegten, spacig-krautigen Flächensounds für eine Art schwebenden Unterbau, über dem sich verspielte Gitarrenlinien erheben, die ein weites Spektrum von bluesig bis flirrend-sinfonisch abdecken. Sängerin Carin Bohlin drückt mit ihrer recht hohen Stimme den ausschließlich in schwedisch gesungenen Titeln ein weiteres markantes Merkmal auf. Auch wenn bereits Ende der 70er aufgenommen, sind aufkeimender Punk und New Wave komplett an der Band vorbeigegangen. Vielmehr atmet das eher melodisch verträumt angelegte Album den wachen Undergroundgeist der späten 60er und frühen 70er. Dummerweise schlägt sich dies auch im Sound nieder, der mehr nach düsterem Proberaum und muffiger Garage klingt. Radiomöbel sind immer dann am überzeugendsten, wenn sie konsequent auf bisweilen floydige, kosmische Atmosphäre setzen und sich eher im ruhigen, fließenden Terrain bewegen, vor allem der Gitarre Raum zum langsamen Atmen im progressiven Terrain lassen. Die flotten Parts sorgen zwar als Kontrast für Schwung und Abwechslung, wirken aber mitunter etwas zu ungelenk bzw. unkontrolliert. In Einzelsegmenten bzw. in den kürzeren Songs entsteht somit eine durchaus charmante Variante des leicht verkifft wirkenden Psychedelic Progs, während manche Übergänge doch recht holprig geraten sind. Alles in allem aber mehr ein solides Sammlerstück für Skandinavien Spezialisten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005