CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)

Pendragon - Believe
(51:45, Toff Records, 2005)

Ist es denn überhaupt noch möglich in der heutigen Zeit, in der Neo Prog immer stärker ins Abseits gerät, und im Falle Pendragon bereits sechs Studioalben im gleichen Stil veröffentlicht wurden, eine attraktive und zugleich spannende CD aufzunehmen? Positive Beispiele sind zwar eher selten, aber es gibt zum Glück immer noch welche, siehe die aktuellen Veröffentlichungen von IQ, Satellite, Arena, oder Marillion. Zumal man fast nirgendwo, einen so theatralischen, hochmelodischen, perfekt produzierten und gut gespielten Neo Prog wie bei Pendragon geboten bekommt. Die Neo Prog-Hasser werden sich jetzt wahrscheinlich totlachen, doch für die sind diese Platten ja auch gar nicht bestimmt. Apropos hochmelodisch, das hat sich auf "Believe" etwas geändert. Denn Nick Barretts Gitarrenspiel drängt sich noch deutlicher in den Vordergrund. Aber nicht nur für seine ausgiebigen Gitarren-Leads, vielmehr tritt die Gitarre jetzt auch mal etwas rockiger und pompöser in Erscheinung. Jedoch alles noch unter dem Deckmantel "Pendragon", d.h. man hört immer noch keine besonders harten oder Metall-artige Gitarrenriffs, es sind einfach mehr die verschiedenste Gitarrenmotive die das Album bestimmen, und lassen so die Keyboards ein wenig ratlos hinten an stehen. Aber auch die anderen Bandmitglieder halten sich doch merklich zurück, so dass die Band-Balance etwas verloren geht und manche Nummern mehr nach Kommerz Melodic Rock als nach Neo Prog klingen. Natürlich war Pendragon schon immer mehr Nick Barretts Ding, aber auf "Believe" werden eindeutig die Dimensionen eines reinen Songwriter-Album erreicht. Wenn ich nur mal sehe welche abwechslungsreiche und leicht Jazz angehauchte Schlagzeugsparts Fudge Smith "Live" oder auf der hervorragenden CD von Henry Fool stellenweise spielt, und hier auf "Believe" so unspektakulär und zurückhaltend agiert, oder agieren muss. Ebenfalls neu, sind einige düstere keltische Folk-Klangcollagen, und es gibt endlich mal kein Fantasy-Cover. Doch nun muss ich leider wieder einige Minuspunkte aufzählen. Als erstes werden die Songs viel zu lange mit irgendwelchen Geplänkel vorbereitet, bis es dann endlich richtig zur Sache geht. Als zweites fiel mir der raue aber kitschig wirkende Sprechgesang von Barrett negativ auf. Drittens, klingen Teile der Kompositionen sehr auffällig wie eine Kopie aus Ihren Vorgängeralben. Aber den Vogel schießen Pendragon mit dem letzten Track "The edge of the world" ab, der sich zu einen fast unerträglichen romantisch-süßen Schmuse-Song entwickelt. Um nochmals auf meine Frage vom Anfang der CD-Rezi zurückzukommen, so haben es die Briten mit "Believe" eindeutig nicht geschafft, und können mit den Neuveröffentlichungen der oben genannten Band leider nicht mithalten. Also bleibt uns nichts anderes übrig als die älteren Pendragon-Scheiben wieder aus dem CD-Regal zu kramen.

Andreas Kiefer



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