CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)

Pablo El Enterrador - Pablo El Enterrador
(59:05, Viajero Inmovil Records, 1983)

Das Debüt der argentinischen Formation Pablo El Enterrador wird in Fachkreisen zu den frühen Highlights progressiver Rockmusik aus Südamerika gezählt. Früh ist dabei natürlich relativ, da ihr Debüt erst 1983 veröffentlicht wurde. Da jedoch vor allem Argentinien zu jener Zeit noch in seiner allgemeinen Entwicklung zurückhing, ist das Album weniger in den 80ern und mehr in den 70ern anzusiedeln. Bereits Anfang der 90er wurde dieses Album beim brasilianischen Label Progressive Rock Worldwide veröffentlicht, bei der Neuauflage von Viajero Inmovil Records sind zudem noch vier Bonustitel enthalten. Die Geschichte von Pablo El Enterrador geht zurück bis ins Jahr 1970, wobei der eigenartige Bandname ("Paul, der Totengräber") einen realen Bezug zu einem Totengräber auf dem heimischen Friedhof von Rosario hat. 1979 fand sich diejenige Besetzung, die auch dieses Albumdebüt aufnahm und dies in einer äußerst schwierigen Zeit, in der Argentinien unter der Unterdrückung einer Militärregierung litt. Vielleicht lässt sich genau daraus die verspielte, virtuose, ja fast überschäumend fröhliche Musik der Band erklären, die im krassen Gegensatz zur damals wenig positiven politischen Stimmung im Land steht. Leider ist der Sound des Albums etwas dumpf und klanglich leicht verschwommen geraten, mitunter treten sogar leichte Gleichlaufschwankungen auf, was natürlich den Höreindruck etwas trübt, nichtsdestotrotz kann der musikalische Gehalt bestens überzeugen. Das Album der mit zwei Keyboardern besetzten Band lebt vor allem von seinem hohen Melodieanteil, dem fein verwobenen Spiel der beiden Männer hinter den schwarzen und weißen Tasten. Sinfonisch und klassisch dominant werden hier jedoch nicht nur elegant, zuweilen bombastisch die Tasten in Schwung gehalten, mitunter gesellt sich dazu noch in majestätischer, elegischer Spielweise die Gitarre, die ebenfalls komplett auf melodischen Wohlklang setzt. So fehlt es den acht Songs des Originalalbums zwar etwas an Ecken und Kanten, selbst der bei anderen Bands mitunter hart klingende spanische Gesang ist weich ins Gesamtkonzept eingebunden, doch dafür kommt der Wohlfühlklang aus Südamerika in solcher Weichheit und Schönheit, dass man sich einfach in diese Musik fallen lassen kann. Dabei wirkt hier nichts platt oder zu glattgebügelt, denn spielerisch wird einiges an Virtuosität aufgefahren. Ein Album ohne Widerhaken, welches allein durch seine melodische Schönheit gefällt.

Kristian Selm



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