CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)
NoSound - Sol29
(64:07, Privatpressung, 2005)
Wieder mal ein Ein-Mann-Projekt, aber was für eines! Giancarlo Erra, der sich als alleiniger Mastermind (Multi-Instrumentalist, Produzent und Mixer) hinter NoSound verbirgt, fand schon in frühen Jahren Gefallen an der Musik von Pink Floyd und vor allem dem Gitarrensound von David Gilmour. Nach der Mitarbeit bei diversen Bands hob er schließlich 2003 sein erstes eigenes Projekt aus der Taufe. Demos und überwiegend positives, sehr ermutigendes Feedback folgten, mit "Sol29" liegt nun das erste offizielle Album des ambitionierten Studiobastlers vor. Beginnt der Silberling mit "In the white air" melancholisch verhalten und verträumt, spricht die Gitarre beim folgenden "Wearing lies on your lips" eine sehr deutliche Sprache. So scheinen in den Sounds zwei Bandnamen als prägender Einfluss durch: No-Man und die frühe Psychedelic Phase von Porcupine Tree. Und ganz richtig: die Danksagungen im Booklet gelten folgerichtig Steven Wilson, Tim Bowness und Porcupine Tree, die Giancarlo Erra nicht nur Hoffnung, sondern auch Energie und Inspiration gaben. Ob schwebende Ambientsounds, weiche Pianolinien oder schwelgerische Gitarrenlinien, der Römer zog nicht nur von seinen Vorbildern deren Klangkosmos ab, ihm gelang es zudem, eine ganz eigene Note beizusteuern. NoSound wirken im Vergleich zur den Vorbildern insgesamt etwas träger, schleppender, bisweilen noch trauriger, doch immer wieder gibt es auch hoffnungsvolle, euphorische Momente. Als Paradebeispiel kann hier das Highlight des Albums, das Instrumental "The moment she knew" angeführt werden, dominiert von seiner gefühlvollen, fließenden Gitarrenarbeit, die aber im rechten Moment eine dramatische Steigerung erfährt. Auch wenn das Album durch den deutlich mit südeuropäischem Akzent versehenen, gelegentlichen Gesang und den programmierten Drumsound zwei kleinere Schönheitsfehler vorzuweisen hat, so wiegen diese keineswegs zu schwer, denn die Gesamtatmosphäre und der kompositorische Einfallsreichtum des Albums überzeugen. Wunderbares Album voll schöner Zerbrechlichkeit und wirklich eine Empfehlung wert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005