CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)
Jasun Martz - The pillory / The battle
(74:00 + 74:00, Under The Asphalt, 2005)
1978 veröffentlichte Jasun Martz sein erstes Soloalbum "The pillory". Der u.a. im Umfeld von Frank Zappa tätige Musiker lieferte auf diesem avantgardistischen, modernen Album vor allem eine Klangorgie für alle Mellotron Fans ab, die auch heute noch einen gewissen Kultstatus genießt. In der Zwischenzeit kehrte Martz dem Musikbusiness mehr oder weniger fast gänzlich den Rücken zu, arbeitete vor allem in der Werbebranche und als Künstler. Doch verlor er die Musik nicht komplett aus den Augen, so dass der Autodidakt zwischenzeitlich z.B. mit Michael Jackson(!) zusammen arbeitete und sich in den 80ern als Co-Arrangeur von Starships "We built this city" seine Meriten verdiente. "The pillory / The battle" ist nun eine Rückkehr zu seinen experimentellen Wurzeln, wobei dieses monumentale Werk nach einem ganz eigenen Ansatz entstand. Über das Internet arbeitete der New Yorker Künstler mit "The Intercontinental Philharmonic Orchestra & The Royal Intercontinental Choir" zusammen, ein virtueller Zusammenschluss von 115(!) Musikern aus allen Kontinenten. Martz war dabei vor allem auf der Suche nach ungewöhnlichen Instrumenten und Sounds, so dass er aus knapp 1000 Beiträgen sein ganz eigenes Werk zusammenstellte. Das Endresultat ist eine Art zeitgenössische Sinfonie, die die weiten Felder von Soundscapes, Avantgarde, Experimentalmusik bis hin zu World Music und Progressive Rock abdeckt. So unterscheiden sich die 7 Stücke auf den beiden CDs zum Teil sehr stark voneinander. Mal gibt es über 20-minütige Klanglandschaften, die von innerer Ruhe und Besinnlichkeit bestimmt werden, während auf anderen Titel eine interessante Interaktion aus stampfender, expressiver Weltmusik und progressiven, schrägen Rhythmen entsteht. Von der Mellotrondramatik des Debüts ist übrigens nichts mehr übrig geblieben, nur auf einem Titel sind ganz sachte Klänge des anachronistischen Instruments mit dem seufzenden Sound zu vernehmen. "The pillory / The battle" ist vor allem ein Werk zum genauen Zuhören, eine monumentale Reise quer durch alle Kontinente, Kulturen und Musikstile, schlichtweg harter Stoff. Ganz so weitschweifend wie dieses Werk sind auch die musikalischen Pläne von Jasun Martz für die Zukunft angelegt, denn der dritte Teil der "The pillory" Trilogie ist in 25(!) Jahren geplant.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005