CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)
Man On Fire - Habitat
(68:29, Progrock Records, 2005)
"Weißt Du, wie cool es ist, eine neue, wirklich erstaunliche Band zu entdecken? Und stell Dir mal vor, wie cool es ist, wenn man dann auf ihrem neuen Album spielen darf." Diese fast einem musikalischen Ritterschlag gleichkommenden Worte stammen von Adrian Belew (u.a. King Crimson, David Bowie, Talking Heads), der mit seinem unverkennbaren, teils verqueren Gitarrenspiel und diversen Effekten bzw. Soundscapes, "Habitat", dem dritten Album von Man On Fire seinen ganz eigenen Stempel aufdrückt. Weiterhin steuert ex-Kansas Geiger David Ragsdale als kongeniale Ergänzung einige expressive Soli bei. Wenn man dann noch in Betracht zieht, dass es sich bei "Habitat" um ein konzeptuelles Werk handelt, in dem es um die musikalische Umsetzung einzelner Schicksale geht, die sich innerhalb eines Großstadtblocks abspielen, kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen, oder? Die salomonische Antwort lautet: ja und nein. Von der spielerischen Klasse, der powervollen Produktion, den prägnanten Soli und den auf den Punkt gebrachten Songideen wissen Man On Fire von Anfang zu gefallen. Der moderne Mix aus elektronisch angereichertem, groovigen Rock mit dem rechten Maß an unterschwelliger Kantigkeit, verfügt über genügend Zugänglichkeit, ohne dabei nur in zu oft gehörte Schablonenhaftigkeit zu verfallen. In locker flockiger, typisch amerikanischer Art gelingt es Man On Fire, die knapp 70 Minuten mit bester Unterhaltung zu füllen. Und gerade, wenn man das Gefühl hat, dass die Band doch ruhig mal etwas Gas geben könnte, folgt auch gleich ein prägnantes, aber immer songdienliches Solo, jeweils abwechselnd von den beiden Protagonisten Belew oder Ragsdale. Dennoch muss sich die Stamm-Mannschaft keineswegs hinter den großen Namen verstecken, vielmehr sorgen sie für einen mehr als ordentlichen Unterbau. Das kleine, aber durchaus hörbare "Aber" bei "Habitat" liegt darin begründet, dass dieses Album durchaus gekonnt und flüssig eingespielt daherkommt, aber gleichzeitig ohne die rechten Höhen und dem finalen Kick vorbeirauscht. Es fehlt in der Umsetzung einfach an dem gewissen Etwas, was aus dieser modernen, mitunter leicht konstruiert wirkenden Rockscheibe mit Mainstream Appeal etwas wirklich Besonderes herauskitzelt. In den mitunter genial aufblitzenden Momenten merkt man dann aber doch, dass Man On Fire mehr auf der Pfanne haben, doch nicht immer gelingt es den Mannen, ihr Können komplett abzurufen. Somit bleibt "Habitat" eine überdurchschnittliche Rockscheibe mit dem Anspruch auf mehr.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005