CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)

Amplifier - The astronaut dismantles HAL
(39:41, Steamhammer, 2005)

Amplifier haben sich zu einem der momentanen Lieblinge in der Alternative Rock Presse gemausert. Kommentare wie "Kommen die neuen Nirvana aus England?" oder "Sabbath treffen auf Pink Floyd..dies ist die Zukunft der Rockmusik" sind sicherlich, eine Spur zu überschwänglich formuliert, denn letztendlich verpacken Amplifier nur die Sounds der Vergangenheit mit leicht sphärischer Atmosphäre in ein modernes Gitarrenrockgewand. Doch dies gelingt ihnen wirklich auf durchaus packende und beeindruckende Weise. Nachdem erst kürzlich das selbstbetitelte Debüt in unseren Breiten erschien, wird mit "The astronaut dismantles HAL" gleich noch ein Minialbum hinterhergelegt. Na ja, Minialbum bzw. EP ist wohl eher untertrieben, denn immerhin enthält das Album sechs Titel und rund 40 Minuten neue Musik. Einerseits wird die Erfolgsformel des Debüts fortgeführt, sprich die Gitarren rocken kernig, aber variationsreich los, andererseits findet sich aber auch genügend Raum für stimmungsvolle Momente. Und genau in diesen Augenblicken blitzt die eigentliche Stärke von Amplifier auf. Fließende Klänge, psychedelische Stimmungen und teilweise inhaltliche Erinnerungen an die Porcupine Tree Erfolgsformel (z.B. das melancholische "For Marcia") werden locker aus dem Ärmel geschüttelt. "The astronaut dismantles HAL" offenbart vor allem in den ruhigen, zurückgenommenen Passagen noch mehr Potenzial für die weitere Entwicklung von Amplifier, doch auch die bisherige, rockige Seite der Briten geht gut ab. Ein lohnender Blick über den musikalischen Progtellerand. Was die Jungs übrigens live auf der Pfanne haben, davon kann man sich am 19.November beim 8.Eclipsed Festival zusammen mit Riverside im Aschaffenburger Colos-Saal sein eigenes Bild machen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2005