CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)
DésAccordes - In C
(48:58, Musea, 2005)
Terry Rileys "In C" ist eine Herausforderung. Die Styrenes haben das ganz hervorragend gemeistert; und gewiss sind etliche Bands daran gescheitert. Der Klassiker der Minimal Music ist ein pulsierendes Stück Musik, weit weg von Starre und Ödnis. Gefährlich kompliziert und Ausdauer einfordernd, braucht es Nerven, diesem Werk zu begegnen. Und da kommt der französische Avantrocker Érik Baron mit seinem großen Ensemble DésAccordes auf die Idee, das Werk zu intonieren. 7 klassische und 9 elektrische Gitarren, 6 elektrische Bässe, Harfe, 2 Celli, Perkussion und Schlagzeug sowie Érik Baron als Dirigent und weiterer Bassist haben die Mammutaufgabe an Arrangement durchgehalten, Ausdauer bei dieser höllischen Arbeit gezeigt und "In C" 49 lange Minuten werden lassen. Die Noten mussten umgeschrieben, auf die Instrumente, die vielen einzelnen Saiteninstrumente verteilt werden. Die Dynamik des Werkes wurde umgebaut, so findet die Polyphonie des Ensembles hier zu Stille und dramatischer Lautstärke. Das sägt an den Ohren und Sinnen, Musik, die als Folter funktionieren würde und doch von solcher Pracht und Harmonie ist. Wie ein lebendiges Wesen, das durch den Tag rauscht, bedächtig, vorsichtig, alle Bewegungen kontrollierend. "In C" ist in 5 Parts anwählbar, mal scheint der Beginn eines solchen Tracks mitten im Geschehen zu stecken, dann wieder braucht es lange, um zum Pulsieren zu kommen. Das Bild in der Mitte des Booklets zeigt es beeindruckend, der Chef dieses Ensembles brauchte Geduld und Muße, die Band selbst, in ihrer personalen Größe, funktioniert nur im Miteinander. Die Einspielung selbst wird, nach etlichen Proben, wie eine Messe gewesen sein. Von verinnerlichter, tiefer Entrücktheit, so klingt es. DésAccordes machen keine Lärmorgie aus "In C". Viel mehr bringt der große Klangkörper das Werk eher zum Summen als zum Brummen. Die Stille ist intensiv und faszinierend. Trotzdem werden nur Fans der Minimal Music ihre Freude daran finden, wer keine Geduld hat, verliert den Faden. Das ist wie mit kleinen Räumen, wer Angst darin hat, kann sie nicht schön finden.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2005