CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)

Carnival In Coal - Collection prestige
(46:19, Earache Records, 2005)

Ganz was Feines bieten die beiden (mit Verlaub) durchgeknallten Musikgenies Axel Wursthorn und Arno Strobl mit ihrem neuen Werk "Collection prestige". Stil-Vielfalt lautet die Überschrift, der Untertitel heißt: wie ihr sie noch nie gehört habt. Und weil das freakig ausgeflippte Zeug sich so nett anhört und keine Grenzen kennt, die es einzuhalten gilt, ist dieser avantgardistische Metal Trip eine sehr empfehlenswerte und reichlich deppert geniale Sache. Aber längst sollten sich nicht nur Metal Spezialisten auf das Abenteuer Carnival in Coal einlassen. Da gibt es einen Ausflug in Disko-Funk, zu Avant Prog Rock, in Speed Metal, Free Jazz, Neue Musik, das geht in alle Richtungen, doch zum Glück nie in Techno oder Pop über! Das Duo (plus Gäste) hat einen überaus ausgeprägten Sinn für musikalischen Humor und witzige, frische Arrangements und herrlich komische Einfälle. Die Vielfalt der kleinen und großen Dinge haben namentlich so ihre Anlehnungen, die auch im Pressetext stehen: der anarchistische Humor war bei Frank Zappa von ähnlicher Natur, Mr. Bungle haben ebensolche, nur völlig anders geartete Schrägbilligkeiten gemacht und Faith No More produzierten ebenso knochentrockene, nett heftige Funkmetal Ergüsse, auf ihre Weise. "As if Frank Zappa had overdosed on Morbid Angel and Mr Bungle" steht auf dem Begleitzettel, und so unrecht ist das nicht. Aber egal, alle Namen weggewischt, Ohren auf und Augen zu. Ernst wird hier nichts genommen, weder musikalisch noch textlich. Lest euch nur "Satanic disaster" durch und ihr spürt die Frische, die man empfindet, wenn man merkt, dass man nicht der Einzige ist, der vom medialen Ernst der ganzen blöden Dinge herum so angepisst (Pardon!) ist. Dazu diese nicht stillstehende, sich ständig variierende und verändernde Metamorphosenmusik, blitzschnell, laut, plötzlich leise und verspielt. Als würde ein Transport Geisteskranker Psychopathen ein Instrumentenlager überfallen haben, um sich die absolute elektrische Kante zu geben. Und weil Carnival in Coal zivilisierte Menschen sind, und sie ihren Sinn für Musik und ihre hohe Begabung nicht missverstanden wissen wollen, schenken sie uns als 11. und letzten Track das grandiose "Promenade". Unbedingt kaufen, hinhocken, anhören und entspannen!

Volkmar Mantei



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