CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)
Caravan - Better by far
(43:10, Eclectic Discs, 1977)
The Comprehensive Guide to British Music of the Beat, R&B, Psychedelic And Progressive Eras von Vernon Johnson hört in der Diskographie der Canterbury Legende Caravan ein Jahr vor "Better by far" auf. Die Fans der Band wissen es: mit diesem, dem letzten Album der 1970er Jahre, erlosch der extravagante Funken genialer Musikalität der Briten. Caravan hatten gerade zu Arista gewechselt. Die Plattenfirma machte sicher Druck und verlangte Erfolg und Modernität. Das lässt sich nicht nur am Cover ablesen, das die Boys in eleganten Anzügen ablichtet. Tony Visconti produzierte das Album, ich nehme an, er ist heute gewiss stolzer auf andere Arbeiten. "Better by far" ist ein nettes Poprock-Album. Die klare, helle Stimme von Pye Hastings singt zu tanzbaren Rhythmen, in denen hier und dort kleine Hinweise zu hören sind, für welche grandiosen Songs die Band einst stand. Aber längst ist nicht alles schlecht an "Better by far". "The last unicorn" präsentiert einen tollen Viola-Part, bevor die Ballade Jazz und Folk vereint. Die zweite LP-Seite, Songs 6 bis 9, ist insgesamt interessanter, da mussten vielleicht nicht mehr so viele Verneigungen vor dem kauffreudigen Poppublikum gemacht werden. "Give me more", mal abgesehen von den Streicher-artigen Tönen und dem jauchzenden Gejodel der Hintergrunddame, hat eine fabelhafte Melodie und tiefgehende Lyrik. Das rockige "Man in a car" bringt ein nettes Keyboardsolo hervor und nach dem, ja, süßen "Let it shine" flüstern Caravan "Nightmare" heraus, und die Keyboardfiguren erinnern selig an die wilden Jazzmotive früherer Jahre, bis Geoffrey Richardson die Viola spielt, und das klingt nur gut. Und das genüsslich entspannte Gitarrensolo am Ende des Songs und der CD mit den differenzierten Schlagzeugfiguren entschädigt für den Großteil der Songs. "Better by far" hatte es bisher noch nicht auf CD gegeben. Eclectic Discs, die sich der Canterbury Szene annehmen, haben ein ansprechendes Booklet mit vielen Bildern und der Story der Platte gestaltet. Besser kann das Album kaum vermarktet werden.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2005