CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)
After The Fire - Signs of change
(74:46, Roughmix, 1977)
Die 80er förderten schon so manche Eigenartigkeiten zu Tage. U.a. gab es da die englische Band After The Fire, die den Falco Hit "Der Kommissar" neu auf nahm und damit einen veritablen Chart-Erfolg feierte, während ihr Instrumental "1980F" als Titelmusik der Thomas Gottschalk TV Show "Na sowas?" Verwendung fand. Zuvor tourte man im Vorprogramm von Van Halen und Queen quer durch die USA, verschwand aber danach auch ganz schnell wieder in der Versenkung des Pop Business. Doch die Ursprünge der Band gehen zurück in die 70er und sehen stilistisch überraschenderweise völlig anders aus. Der Kern der Band um den Keyboarder Peter Banks (weder verwandt noch verschwägert mit dem gleichnamigen Yes Gitarristen bzw. Tony Banks von Genesis) formierte sich bereits 1974. Drei Jahre später, also genau in jener Zeit, als Progressive Rock nicht mehr ganz en vogue war, entschloss man sich, ein eigenes Album zu finanzieren und zu veröffentlichen. "Signs of change" ist zwar kein "lupenreiner" Progressive Rock, doch die verspielten Instrumentalparts, mächtigen Orgel- und Moogsounds, sowie der sinfonische Charakter der Musik sprechen eine deutliche Sprache. Zwar scheint in einigen Passagen bereits leichtes New Wave Feeling durch (z.B. in "Back to the light"), wobei dieses Genre erst einige Jahre später seinen kompletten Durchbruch feiern sollte, doch über weite Strecken bleiben After The Fire ihrer sinfonischen Grundlage treu. Vor allem das achtminütige, klassisch geprägte "Signs of change", sowie das über 11-minütige, etwas folkig angehauchte "Pilgrim" offenbaren die spielerische und kompositorische Klasse der Band. Hier fühlt man sich mehrfach um einige Jahre zurückversetzt, auch wenn After The Fire durchaus eine eher geradlinige, energetische Spielart bevorzugen, die vom Tempo her mächtig auf die Tube drückt und bei der Peter Banks mehrfach gekonnt über die Tasten huscht. Die Musik der Briten ist kein eitles Feuerwerk der Breaks und schrägen Takte, dennoch versprüht ihre eher songdienliche Herangehensweise durchaus einen ganz eigenen Charme. Abgerundet wird diese digitale Wiederveröffentlichung noch mit fünf Bonustracks, die aus früheren Aufnahmesessions stammen und zum Teil noch intensiver in der orgellastigen, progressiven Mottenkiste herumwühlen. Insgesamt ist "Signs of change" ein schönes, wenn auch nicht essentielles Archivstück aus vergangenen Tagen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005