CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)

U I Blue - Songbird's cry
(71:25, Monsieur Boss Productions, 2004)

Nicht überall, wo angeblich Prog drinsteckt, ist auch wirklich 100% Prog drinnen. Zwar saßen bei dem Debüt von U I Blue als Produzenten die beiden Glass Hammer Masterminds Steve Babb und Fred Schendel hinter den Reglern, als Gastmusiker wirkte weiterhin u.a. Terry Clouse von Somnambulist mit - dennoch ist das, was Sängerin Laura Lindstrom mit ihrem Partner Jon Paul auf "Songbird's cry" unter Hilfe von diversen Gästen auf die Beine gestellt hat, eigentlich nicht mehr als "nur" opulent und sinfonisch gestaltete Folk-/Popmusik. Der ätherische Gesangsstil der Frontfrau, zusammen mit der butterweichen, immer hochmelodischen Begleitung, ziehen sich als permanenter roter Faden durch die 15 Kompositionen. Dabei kommt dem Album zu Gute, dass Jon Paul ursprünglich aus Frankreich stammt, womit man hier nicht nur einige Passagen mit französischem Gesang zu hören bekommt, sondern die Musik ebenfalls eine Mischung aus amerikanischen und europäischen Einflüssen darstellt. Doch auch wenn mitunter aus dem 3-Minuten Schema ausgebrochen wird, die Einfälle alles andere als radiotauglich bzw. einfach gestrickt sind, dazu gelegentlich die Gitarre zirpt, das Mellotron hier und da ächzt, so ist der "akustische Progressive Rock", eigentlich viel mehr im Folk und Pop Rock verwurzelt, als dass hier die volle progressive Breitseite aufgefahren wird. Es sind vielmehr die Zwischentöne, die teilweise deutlich aus dem Prog-Genre inspiriert sind. Doch weg vom reinen Schubladendenken handelt es sich bei diesem melancholisch-fröhlichen Album um ein sehr angenehm anzuhörendes Album, voll feingliedrig gestalteter und wohl durchdachter Ideen. Kurz und gut: einfach schön.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2005