CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)

Styx - Big Bang theory
(55:56, Frontiers, 2005)

Wenn eine Band ein Album lediglich mit Coverversionen herausbringt (bzw. auch noch einen eigenen Klassiker, in diesem Falle "Blue collar man" neu einspielt), so hängt meist entweder das Damoklesschwert "kreativer Stillstand" über der Band oder man plant, auf Tour zu gehen und braucht einfach auf die Schnelle und ohne großen Aufwand ein neues Studioalbum. So hat es nun auch nach anderen bekannten Rock- und Pop Größen Styx erwischt. Mit "Big Bang theory" huldigen sie einerseits ihren Helden aus den späten 60er und frühen 70ern, andererseits legen sie somit ihre erste Veröffentlichung beim neuen Partner, dem Classic / Melodic Rock Label Frontiers vor. Natürlich passt es noch ganz gut ins Bild, dass man im Sommer zusammen mit Kansas auf gemeinsame Europatour geht. Angeregt durch den Erfolg, den man 2004 mit der Neuaufnahme des Beatles Klassikers "I am the walrus" hatte, unternahmen die Amerikaner einen Streifzug durch die englische und amerikanische Rockhistorie, wobei sie einerseits mit Evergreens wie z.B. "I can see for miles" (The Who), "Locomotive breath" (Jethro Tull), "Wishing well" (Free) oder "Summer in the city" (Lovin' Spoonfull) auf Nummer Sicher gehen und einfach Band- und Fan-Favoriten in leicht runderneuerter Art präsentieren. Andererseits gibt es mit der Blind Faith Nummer "Can't find my way home" oder dem Elmore James Juwel "One way out" auch eine gehörige Brise Blues Rock, den man auf dieser Weise von Styx wohl nicht erwarten durfte. Erstaunlicherweise sind es aber gerade diese Titel, die am Überzeugendsten geraten sind, während Styx beim meisten Material sehr nahe am Original bleiben und den Neueinspielungen mitunter einfach der rechte Drive und Originalität fehlt. Hin und wieder gelingt jedoch ein richtig schönes Wiederhören, wenn man z.B. eher Styx typisches Material, wie das sinfonisch-bombatisches "A salty dog" von Procol Harum wiederbelebt. Letztendlich ist "Big Bang theory" vor allem etwas für die beinharten Styx Fans, vielleicht gelingt es der Band ja nochmals, so ein überraschendes Album mit eigenem Material wie den 2003er Output "Cyclorama" einzuspielen. Dennoch sollte man der Band vor allem live eine Chance geben, denn dass sie noch keineswegs zum alten Eisen gehören und immer noch eindrucksvoll abrocken, bewiesen sie vor rund 5 Jahren bei ihrem letzten Trip nach good old Europe.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2005