CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)
Styx - The complete Wooden Nickel Recordings
(70:48 + 77:23, Hip-o Records, 1972-74)
Styx war eine der großen Melodic Rockbands der 70er Jahre. Sie füllten Stadien, ihre (späteren) Alben verkauften sich millionenfach. Doch es gab eine Zeit vor diesem Status. Dennis De Young (key, voc) und die Zwillingsbrüder Chuck (b) und John (dr) Panozzo hatten schon Ende der 60er Jahre in einer Band namens Tradewinds gespielt. Aus Tradewinds wurde TW4, John Curulewski (g) und James Young (g, voc) kamen hinzu und Styx war geboren. Die Band wollte die amerikanische Antwort auf den britischen Progressive Rock sein, und gefördert vom Wooden Nickel Chef Bill Traut, einem alten Chicagoer Jazzveteran, machten Styx sich an die Arbeit. 1972 erschien das Debüt der Band. Opener "Movement for the common man", mit 13 Minuten das längste Styx-Stück ever, bewies gleich die Variabilität des Quintetts. Lautstarker aggressiver Heavy Rock, symphonischer Progressive Rock, typisch amerikanische Unbekümmertheit und gesundes Selbstbewusstsein verschmolzen zu einem Sound, der seit Beginn an die später typischen Klangfarben der Band entwickelte. Schon erstaunlich, wie schnell Styx einen eigenen, unverwechselbaren Stil fanden, den sie über Jahre kultivierten, ohne zum Selbstplagiat zu verkommen. 1973 kam "Styx II" unters Volk, darauf einige Hits wie "You need love", "Lady" und "You better ask", sowie die kurze Klassik-Adaption "Little Fugue in G". Die Alben waren damals reichlich kurz und Styx versuchten sich darin, keine LP-Seite viel länger als 15 Minuten werden zu lassen. So passen auf CD1 der 2CD Compilation beiden Alben plus Bonussong "Unfinished song", der auf Grund seiner schlechten Verfügbarkeit zur gesuchten Rarität wurde. Im gleichen Jahr, ein paar Monate später, brachten Styx ihr drittes Album "The serpent is rising" raus. Die 10 Songs der LP zeigen die Band leicht verändert. Die progressiven, symphonischen Anteile waren zusammen geschmolzen, viel weniger zu hören. Die Songs waren allesamt kurz und die vordem fetten Keyboardberge mussten die nunmehr härteren Gitarren neben sich dulden. Auch auf den beiden ersten Alben waren die Gitarren nicht zu kurz gekommen, jetzt jedoch setzten sie sich mehr und mehr durch. Zudem baute die Band den harmonischen Gruppengesang, der zum Markenzeichen werden sollte, weiter aus. Das letzte Album für Wooden Nickel war das 1974 eingespielte "Man of miracles". Die letzten progressiven Anteile waren verschwunden, die Band spielte nunmehr Mainstream Heavy Rock. Doch der Chorgesang war geblieben und zeigte, wie im verträumten "Golden lark", eine grandiose Qualität. Man könnte meinen, danach sei es mit der Band bergab gegangen, doch weit gefehlt. Beim 5 Album war John Curulewski noch dabei, danach stieg er aus und an Bord kam Tommy Shaw. Styx wurden mit den folgenden Alben zu Weltstars und schrieben Songs, die Geschichte machten. Nie zuvor waren diese 4 LPs so gut auf CD verfügbar, alle 4 Alben zusammen in einer 2CD Produktion ist ein potentieller und sehr schöner Verkaufsschlager. Nur zu empfehlen!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2005