CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)
RAK - Lepidoptera
(62:28, Circle Records, 2004)
RAK? Wer oder Was verbirgt sich hinter solch einem seltsamen Namen? Die Antwort: RAK ist eine Schweizer Formation, hinter der sich federführend Marc Grassi (Künstlername Rak) aus der Band "Thonk" versteckt. Unterstützt wird Marc Grassi (Keyboards) von etlichen weiblichen und männlichen Musikern an Gitarre, Schlagzeug, Violine, Cello, Touch-Gitarre (ist eine Mischung aus Bass und Gitarre) und natürlich Gesang. Musikalisch gesehen ordnen sich RAK in die etwas weichere Retroschiene (ohne jedoch als reine Clone zu gelten) und der Neoprogschiene (ohne dabei zu müde und durchschaubar zu klingen) ein. Es wird zwar mehr die gefühlvolle sinfonische Richtung ausgelotet, doch peitschen immer mal wieder härter gespielte E-Gitarren, sowie komplexere Momente dazwischen. So gelingt es dann auch, den Spannungsbogen bis zur letzten Minute aufrecht zuhalten. Einiges erinnert, auch wegen der düsteren, teils traurigen Atmosphäre, an solche Alben wie beispielsweise: Salem Hillïs - "The robbery of murder", IQïs - "Subterranea", und auch die letzten beiden Scheiben von Timothy Pure. Das Konzeptalbum erzählt sehr fantasievoll eigentlich zwei getrennte Geschichten: Zum einem begleitet man einen Schmetterling auf einer Reise (Lepidoptera - Latein für Schmetterling ) mit all seinen Entwicklungs- und Veränderungsstufen, zum anderen wird die Lebensgeschichte eines Mädchens erzählt, das sich aus ihrem "alten" Leben voller Ängste und Zwänge befreit und ein "neues" Leben beginnt, alles mit sehr viel Raum für die eigene Interpretation eines eventuellen Zusammenhangs. Die daraus entstandenen zwanzig kürzeren Tracks sind allesamt musikalisch ineinander verflochten, somit besteht das Album eigentlich aus einem einzigen Longtrack mit über 62 Minuten Laufzeit. Dazu gibt es noch das passendes Cover-Artwork, kreiert von Marc Wilkinson. Die oftmaligen Debüt-Schwächen im zu dialektbetonten Gesang sind ebenfalls nicht vorhanden, da man mit dem Engländer Dave Thwaites einen wirklich überdurchschnittlichen Sänger besitzt. Sehr ausdrucksstark, leidenschaftlich und auch mal etwas schwermütig wirken seine Gesangskünste, als Orientierung kann man Fish oder Tony Carey in Ihren besten Zeiten nennen. Einziger Knackpunkt ist die etwas zu kraftlose Produktion, mit der man aber durchaus leben kann. Nimmt man nun als Bewertungskriterium lediglich Lyrics, Musik und Umsetzung, so hat "Lepidoptera" eine glatte zwölf verdient, gerechterweise muss allerdings wegen den leichten Mängel im Sound, je nach der eigenen Gewichtung, eventuell ein Punkt abgezogen werden. Ich hab damit jedoch keine größeren Probleme!
Andreas Kiefer
© Progressive Newsletter 2005