CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)

Parallel Mind - Colossus Adea
(61:38, Unicorn Digital, 2005)

Seit dem 1.Januar 2005 firmiert das kanadische Label Unicorn Records unter dem Namen Unicorn Digital. Doch abgesehen von dieser unwesentlichen Namensänderung ist der künstlerische Anspruch und die Ausrichtung des Labels grundsätzlich gleich geblieben. Als erste Veröffentlichung dieses Jahres ist das amerikanische Instrumental Trio Parallel Mind mit ihrem Debüt "Colossus Adea" am Start, die das Spannungsfeld zwischen Progressive und Jazz Rock beackern. Bekanntestes Mitglied dürfte William Kopecky sein, der u.a. beim Pär Lindh Project, Far Corner und mit seinen Brüdern bei der Band Kopecky in die Bass-Saiten greift. Nun müssen reine Instrumentalalben von jeher mit dem Makel kämpfen, dass man nicht durch Gesang "abgelenkt" wird, dadurch noch viel mehr das Zusammenspiel, aber auch die kompositorische Qualitäten im Vordergrund stehen. Bei Parallel Mind steht logischerweise Keyboarder Nibandh Nadkarni im Vordergrund, während seine Kollegen für einen komplexen, aber immer songdienlichen Unterbau sorgen. Dramatische Melodien, sinfonischer Bombast wechseln sich ab mit gelegentlich hektischem, düsterem Spiel, alles jedoch keineswegs zu überladen angelegt. Das spielerische Niveau der Amerikaner ist durchaus beeindruckend, vielschichtig harmoniert man ausgewogen im gemeinsamen Miteinander, allein die inhaltliche Abwechslung bzw. die kompositorischen Qualitäten kommen auf Dauer eine Spur zu kurz. Fast jeder Song hätte auch in kürzerer Zeit auf die Songaussage zementiert werden können, manch inhaltliche Wiederholung wäre bei konzentrierter Interpretation nicht notwendig gewesen. Dabei ist der Ansatz von Parallel Mind nicht auf Virtuosität, nicht auf die "Direkt-ins-Gesicht" Spielweise, sondern mehr auf kraftvolle, aber zugängliche Songverläufe zu setzen, durchaus gut erdacht und von einigen magischen Momenten durchzogen. Mit diversen Gästen u.a. an Cello, Mandoline, Violine beweist man zudem klangtechnische Abwechslung. Schade eigentlich, denn mit einigen Kürzungen hätte der moderat komplexe Progressive / Jazz Rock noch besser zünden können, nichtsdestotrotz kann dieses Album mit kleinen Abstrichen auf jeden Fall als überdurchschnittlich betrachtet werden.

Kristian Selm



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