CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)
Noekk - The water sprite
(46:20, Prophecy Productions, 2005)
Ist heutzutage der Begriff Gothic Rock meist nur noch eine Modewort, hinter dem sich musikalisch eine finster dreinblickende Herren-Kapelle mit einer engelsgleich trällernden Frontfrau in wallenden Kleidern verbirgt, so findet man im wirklichen Underground dieses Genres immer noch einige interessante Bands, die sich keineswegs um die Anpassung an den Massengeschmack kümmern. Wenn dazu noch ein Schuss melancholischer Prog und entsprechendes Retro-Instrumentarium (Mellotron, Orgel) kommt, dann kann man darüber natürlich auch in dieser Gazette ein paar wohlfeine Worte verlieren. Hinter Noekk verbergen sich zwei Musiker der Düstercombo Empyrium, die mit diesem neuen Vehikel ihrer Leidenschaft für atmosphärische Stimmungen und antiken Klängen im Fahrwasser von Hard Rock und Prog der 70er frönen. So stecken die sieben Titel auf "The water sprite" zwar voll dunkler, aber nie hoffnungsloser Stimmungen, die zudem von weichen analogen Sounds getragen werden. Da die Songs fast komplett ohne Probe entstanden und direkt aufgenommen wurden, ist die Musik von einem sehr lebendigen, erdigen Charakter geprägt. So sehr hier mit den 70ern gearbeitet wird und Gothic / Hard Rock und Prog eine interessante Symbiose eingehen, sollte man sich jedoch nicht durch eine Pressemitteilung, die im Vorfeld dieses Albums herumgeisterte, irritieren lassen, die dieses Album gleich in die Nähe von King Crimson, mit Songs wie "In the court of the crimson king", orientierte. Okay, mit sehr viel Vorstellungskraft wird hier manchmal die stimmungsvolle Tiefe der ganz frühen Phase dieser Band gestreift, aber dies wirklich nur sehr, sehr vage. Doch abseits dieses kleinen Schönheitsfehlers ist hier ein interessantes Album jenseits der Genregrenzen entstanden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005