CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)

Marble Sheep - The gate of a heavenly body
(40:55, Fünfundvierzig, 2005)

Genie und Wahnsinn liegen so nah beieinander. Ein offensichtlicher Beweis ist "The gate of a heavenly body", das aktuelle Album der japanischen "immer alle Regler auf Stufe 11" Psychedelic Krach Rocker Marble Sheep. Die Söhne Nippons verstehen es in beeindruckender Heftigkeit, im psychedelischen Sumpf der Vergangenheit herumzuwühlen, die Stromgitarren kreischend zum kollektiven Lärmen zu bringen. Ob nun kurz, kernig, fast schon punkig losgerotzt oder völlig zugedröhnt minutenlang solistisch in den Instrumenten herumgerührt wird, immer entsteht dabei etwas sehr Einzigartiges, niemals Langweiliges am Rande der brachialen Absurdität. Sounds, Melodie und Lärm gehen bei der Formation aus Tokio eine kongeniale, selbst auf Tonträger immer sehr, sehr laut wirkende Symbiose ein. Der Band gelang es bereits mehrfach, das Stromnetz ihrer Auftrittsorte zum Zusammenbruch zu bringen! Logischerweise muss man sich auf diese gewollte Krachorgie am Rande des psychedelischen Wahnsinns einlassen, wirkt das kontrollierte Kreischen der Instrumente bisweilen für die Hörnerven auch ziemlich erschlagend. Doch für satte 40 Minuten ist diese trippige, powervolle Saitenvergewaltigung durchaus noch auszuhalten. Die Lärmorgie kulminiert schlussendlich in vollster Wucht im fast zehnminütigen "Who should be trusted?". Nach endlos erscheinendem, minutenlangen völlig verzerrten Gitarrengeflirre, bei dem man schon fast entnervt meint, dass keine inhaltliche Steigerung mehr möglich ist, gipfelt dieser Track in einem fulminanten Ende, bei dem mit Keyboarduntermalung nochmals eine weitere Steigerung aufgefahren wird. Anstrengend, laut und recht heftig.

Kristian Selm



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