CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)

Tony Levin - Prime cuts
(49:00, Magna Carta, 2005)

Tony Levin ist DER Bassist. Nicht zuletzt seine Tap-Technik am Chapman Stick hat ihn zum begehrten Sessionmusiker werden lassen. Mit diversen großen Musikern und Bands hat er gearbeitet: King Crimson, Peter Gabriel, David Bowie - und vielen mehr. Die Tony Levin Band hat 2003 ein fabelhaftes 2CD Livewerk produziert, er ist in etliche Projekte involviert. Seine Vielfältigkeit und sein handwerklich-technisches Geschick sind Garant für gute CD Resultate. Vor einigen Jahren war Tony in diversen Bands und Projekten involviert, deren Einspielungen auf dem Progressive Rock Label Magna Carta veröffentlicht worden sind. "Prime Cuts" nun ist so etwas wie die Essenz dieser Arbeiten aus Sicht des Bassisten. "Kindred spirits" vom 1. Album des Liquid Tension Experiment Projektes mit Tony Levin, John Petrucci, Mike Portnoy und Jordan Rudess (alle neben Tony von Dream Theater) eröffnet die CD. Vom 2. Album der Band stammt das dritte Stück "Another dimension". Die Songs sind ziemlich heavy, zeigen aber auch die Variabilität der Musiker, und nicht zuletzt Tony Levins. Da gibt es einen Ausflug in den Flamenco, jazzige Intermezzi, balladeske Parts und natürlich diverse solistische Attacken. Tony Levin hält nicht nur den Backbeat der Songs, seine warmen Sounds geben dem kühlen Prog Metal die besondere Note, etwas von dieser Art ist bei Dream Theater nicht zu hören. Song 2, "T & T Vignette", ist das bisher unveröffentlichte Abfallstück aus einer der Bozzio Levin Stevens Sessions. Tony Levin und Terry Bozzio spielen die stille, interessante Note, die als Komposition nicht viel her macht, aber vor allem dem Bass Klangraum ist. Der letzte Track der CD, "Endless", stammt vom selben Projekt ("Situation dangerous" CD). Diese Zusammenarbeit war nicht so metallisch wie Liquid Tension Experiment, wenn auch nicht ohne schwere Heavyness. Dafür gab es mehr lyrische und experimentelle Möglichkeiten, was "Endless" sehr schön zeigt. Das Basssolo ist grandios! Song 4, "Dark Corners", stammt vom Remix Album "Vapourspace Remix of Bozzio Levin Stevens". Der Remix stört die intime Trio-Arbeit meines Erachtens aber mehr, als dass er sie in eine besondere Dimension fördert. Letztes Stück ist "Brother's keeper" von Magellan, neben Tony Levin waren die Gardner Brüder und Joe Franco beteiligt. Hier zeigt sich das für Magellan typische aggressive Spiel vor allem am grandios fetten Bass von Tony Levin, das rockt Hölle! Als Bonus hat die CD einen Computer Track drauf, der ein Interview und ein weiteres unveröffentlichtes Stücke aus der "Black Light Syndrome" Session Bozzio Levin Stevens' enthält. Keine Ahnung, warum Magna Carta ihren Backkatalog so ausschlachten und keine neuen Projekte angehen. Zwar sind die Songs bis auf Vapourspace empfehlenswert, aber längst auf CD draußen. Ok, die Konzentration auf Tony Levins Bass-Spiel ist gelungen, aber nicht einmal seine eigene Webadresse ist abgedruckt. Die Veröffentlichungspolitik des Labels ist seltsam. Die CD ist gut für Bass-Freaks und Leute, die sämtliche vollständigen CDs der Projekte nicht besitzen.

Volkmar Mantei



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