CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)

Das Klangwolken Quintett - Klangraum 4
(64:03 + 64:24, Privatpressung, 2005)

Vision of 5 - also vermutlich die Visionen der fünf an diesem Projekt beteiligten Musiker. So der Titel dieses Albums. Vielleicht aber auch "Klangraum 4 - live Xtrakte", denn so steht es auf dem Frontcover. Sei's drum. Die Musiker sind jedenfalls so nett, es dem Rezensenten so leicht wie möglich zu machen, denn sie haben ihre Musik schon trefflich auf dem Booklet beschrieben. Und das liest sich so: "Die Spannweite der Musik, ausgehend von archaisch anmutenden Sequenzen, zieht sich über den Orient, die Sonne Spaniens bis hin zu den verregneten Seitenstraßen einer Großstadt dieser Welt. Immer wieder ein Erlebnis für die Freunde der Neuen Musik". Sie legen Wert auf die Feststellung, dass es sich bei dem vorliegenden Live-Mitschnitt ausschließlich um Improvisationsarbeit handelt. Und so wundert es nicht, dass die Spielzeiten der 4 Titel des Hauptalbums sehr lang sind (zwischen 8 und 26 Minuten). Die Besetzungsliste ist recht ungewöhnlich, die beteiligten Musiker sind Jörg Hüttemann (synthesizer), Michael Pauly (E-Gitarre), Martin Gückel (drums, perc), Armin Küpper (saxophon, perc) und Engin Arcan (didgeridoo). Zunächst schreckte mich die Tatsache ab, dass hier ein Didgeridoo eine wichtige Rolle zu spielen scheint, zumal ich mit dem Sound dieses Instruments herzlich wenig anzufangen weiß. Doch es stellt sich heraus, dass diesem Instrument zum einen kein sehr großer Raum zur Solodarstellung zur Verfügung gestellt wird, da es eher unauffällig eingesetzt wird. Zum anderen klingt das Didgeridoo eher wie eine Art Synth-Bass-Unterstützung, als dass es sich nervend in den Vordergrund spielt. Die Kompositionen sind frei angelegt, es wird eine Mischung aus Jazz, Avantgarde, Elektronik und World Music geboten, wobei gerade auf der Bonus-CD das Hauptgewicht auf Jazz liegt, speziell wenn Saxophonist Küpper soliert. Die Bonus-CD enthält viele kurze Titel, wirkt aber im Vergleich zum Hauptalbum sperriger. Ein offenes Ohr für improvisierte, Jazzlastige Musik ist schon vonnöten, um dieses Album genießen zu können. Nicht gerade nach meinem Geschmack und daher auch nicht unbedingt meine Baustelle, aber ohne Zweifel gut gemacht.

Jürgen Meurer



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