CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)
Gae Bolg - Aucassin et Nicolette
(47:31, Prophecy Productions, 2005)
Als hartgesottener Proggie ist man ja so einiges an musikalischen Irrungen und Wirrungen gewohnt, doch gibt es auch für den musikalisch "Weitgereisten" immer noch Überraschungen, in diesem Falle durch die Band Gae Bolg. Hinter dem eigenartigen Namen verbirgt sich eine magische Lanze, mit der Cucchulain, ein Held aus der irischen Mythologie, seine Feinde besiegte. Musikalisch ist es das Vehikel des französischen Musikers Eric Roger, der mittelalterliche Klänge mit den Sounds der Neuzeit verschmilzt und vor allem in seiner Heimat über einen Kultstatus verfügt. So bekommt man auf diesem Album nicht nur die Sounds und Folklore aus der Vergangenheit präsentiert, sondern Orchestersamples, schwebende, feinfühlige Ambientstimmungen, sowie fast schon avantgardistische Klangspielereien werden zu etwas ganz eigenem verwoben. Das klingt nun keineswegs immer so, wie man dies bei den Worten "Musik aus dem Mittelalter" erwarten würde, sondern die mal gewöhnungsbedürftigen, mal fesselnden, aber immer sehr intensiven Klänge überspringen einfach mehrere Jahrhunderte, wirken dabei aber überraschenderweise wie aus einem Guss. Über dem ganzen Album liegt eine mystische, fast schon bedrohliche Stimmung, die diese ungewöhnliche Musik als perfekten Soundtrack für die düsteren Stunden des Lebens ausweist.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005