CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)
Fonderia - Fonderia
(70:41, BTF, 2004)
Als Hauptschmierfink dieser Gazette ist man mitunter hin- und hergerissen, ob man eine zugesandte CD aufgrund der musikalischen Ausrichtung nun besprechen soll oder nicht. Auch bei Fonderia schwankte der Findungsprozess mit dem eigenen Gewissen mehrmals hin und her, denn dieses Album bewegt sich doch schon eher im Randbereich des inhaltlichen Repertoires des Progressive Newsletters. Nun gut, bei der italienischen, bereits 1994 gegründeten Instrumentalcombo aus Roma spielt ab und zu Banco Gitarrist Rodolfo Maltese als Gast mit, womit das progressive Gewissen immerhin einigermaßen beruhigt wird. Doch ansonsten bewegt sich das titellose, bereits 2002 aufgenommene, aber erst zwei Jahre später veröffentlichte Album mehr im weiten Feld von Jazz Rock und Fusion, ohne dass hier auf den ersten Blick offensichtliche Prog Anleihen zu vernehmen sind. Die Bandmitglieder Emanuele Bultrini (Gitarre, Electronics, Flöte, Zither), Stefano Vicarelli (Piano, Hammond Orgel, Minimoog, Fender Rhodes, Theremin, Sampler, Synthesizer), Federico Nespola (Schlagzeug, Tabla, Percussion, Sampler, Electronics) und Luca Pietropaoli (Trompete, Flügelhorn, Bass) blicken bei ihrem locker gespielten Jazz Rock immer wieder gerne über alle mögliche Stilgrenzen, weswegen man auf ihrem CD Debüt auch Elemente aus Funk, Ambient bis hin zu World Music zu hören bekommt. Zudem finden sich auch angedeutete Elemente, die man durchaus aus dem weiten Prog Kosmos kennt, wie z.B. beim fulminanten "Dubbio II", was in Ansätzen Erinnerungen an einen Mix aus King Crimson Sounds und treibenden Magma Rhythmen aufkommen lässt. Neben Gitarre und Keyboards wird vor allem die Trompete als markantes Soloinstrument in den sehr ausschweifenden, aber immer sehr songdienlichen Kompositionen eingesetzt. Fonderia bevorzugen dabei letztendlich einen durchaus melodischen, niemals zu ausschweifenden Stil, der aber dennoch auch Raum für Improvisationen und verspielte Einfälle lässt. Es ist wohl hauptsächlich der südländischen Relaxtheit zuzuschreiben, dass man diese Scheibe mit wachsender Begeisterung anhört und sich hier sich ein kleines musikalisches Juwel nachhaltig entfaltet.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005