CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)
Circus Maximus - The 1st chapter
(70:35, Frontiers, 2005)
In der Vergangenheit stand das italienische Label Frontiers hauptsächlich für qualitativ guten Melodic bzw. Hard Rock. Doch in letzter Zeit schleichen sich immer mehr verschiedene "Fremdeinflüsse" ein. Mit der norwegischen Band Circus Maximus springt man nun ein weiteres Mal auf den nicht mehr ganz so zügig rasenden, aber immer noch munter vor sich hin tuckernden Prog Metal Zug auf. Doch hat dieser Stil bei den seit dem Jahre 2000 existierenden Skandinaviern eine gehörige Portion Melodieseligkeit abbekommen, so dass es sich hier keineswegs um einen weiteren der schon 1000x gehörten Dream Theater Epigone handelt. Natürlich fährt "The 1st chapter" einiges auf, das man in ähnlicher Art von Genrekollegen kennt, sprich härtere Riffs, Keyboards fast gleichwertig neben der Gitarre, instrumentale Virtuosität und der gewisse Funken an Komplexität. Was jedoch Circus Maximus von der großen Masse wohltuend abhebt, sind über weite Strecken die äußerst zugänglichen Melodien, die sich als roter Faden, als ständiger Begleiter, durch dieses Album ziehen. Selbst zehnminütige Longtracks, wie "Glory of the empire", oder der 19-minütige Titelsong bauen mehr auf Hooks, denn auf reine instrumentale Kraft, ohne dass man hier den Instrumentalisten handwerkliche Minderwertigkeit vorwerfen könnte - was der Fünfer drauf hat, beweist er z.B. sehr eindringlich im komplexen Instrumental "Biosfear". Der Schwerpunkt dieses Albums liegt jedoch auf einer anderen Ebene als bei reinen Technokraten. Der Mix aus klassischen Rock Hymnen, sanften Zwischentönen und dem gewissen Schuss an progressiver Härte und Komplexität ist eben einfach nur anders geerdet. Somit ist "The 1st chapter" auf den ersten Blick zwar "nur" ein weiteres Prog Metal Album, welches aber letztendlich eine Spur origineller, inhaltlich griffiger und durchaus eigenständiger als beim Großteil der Konkurrenz geraten ist.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005