CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)

Centrozoon - Never trust the way you are
(46:44, Resonancer, 2005)

Ursprünglich als reines Elektronik Improvisationsduo von Markus Reuter (Europa String Choir) und Bernhard Wösthenrich (The Redundant Rocker) gegründet, haben Centrozoon spätestens seit dem Hinzustoßen von Sänger Tim Bowness (No-Man) im Jahr 2001 ihre inhaltliche Ausdrucksform erheblich erweitert. So finden sich auch auf dem aktuellen Werk "Never trust the way you are" 13 Songperlen, die einerseits von hypnotischen Melodien in schwebender Schönheit getragen werden, ohne dass andererseits die instrumentale Begleitung nur zum bloßen, schmucklosen Beiwerk verkommt. Die elektronischen, sehr elegischen und geschmackvoll gestalteten Klänge wirken dabei jedoch nicht mechanisch kalt, was man ja oft als Vorwurf gegenüber dieser Art von Musik zu hören bekommt, sondern sie strahlen je nach benötigter Stimmungstiefe vor allem Wärme, wie gelegentlich auch Distanziertheit aus. Dabei kommt es dem Trio zu Gute, dass durch Loops, Warr Touch Guitar, wie auch vielerlei elektronische Effekte ein sehr breites Spektrum an Klangmöglichkeiten zur Verfügung steht. Ob verspielte Gitarrenlinien, die nicht von ungefähr mitunter ins Fahrwasser der aktuellen King Crimson geraten oder atmosphärische, pulsierende Klanggemälde im lässigen Ambient Groove, Centrozoon gelingt der Spagat zwischen Eingängigkeit und Anspruch, ohne zu banal oder zu verkopft zu wirken. Zwar erreicht "Never trust the way you are" nicht ganz die lässige Verspieltheit von z.B. Blackfield, dennoch sollte dieses Album eine breitere und vielschichtigere Hörerschaft ansprechen. Tolle Scheibe.

Kristian Selm



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