CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)
Wetton / Downes - Icon
(46:16, Frontiers, 2005)
Egal, inwieweit man nun jenes, was Asia Anfang der 80er mit ihrem Bombast Rock als musikalischen Mainstream Frevel am Progressive Rock bezeichnen mag, als eine leidlich weichgezeichnete Blaupause einer Supergroup abkanzelt, der kommerzielle Erfolg gab den Herren Downes, Howe, Palmer & Wetton auf jeden Fall Recht. Und mal ganz ehrlich: auf dem namenlosen Debüt befinden sich mit Songs wie "Sole survivor" oder "Cutting it fine" auch einige wirklich geschickt arrangierte, zeitlose Bombast AOR Kracher mit Prog Appeal. Dass die fetten Jahre schon lange vorbei sind, dies müssen sich inzwischen wohl auch Geoff Downes und John Wetton eingestehen, auch wenn ersterer Asia inzwischen mit dem letzten Longplayer "Silent nation" wieder auf passables, durchaus ansehnliches Melodic Rock Niveau zurückmanövriert hat. Für Wetton sieht es da schon um einiges schlechter aus, seine Soloalben der letzten Jahre sind wirklich nicht der Weisheit letzter Schluss und mit seinen unzähligen Livealben von teils dubioser Soundqualität kann man problemlos eine komplette Wohnung tapezieren. Was lag also nicht näher, sich nochmals zusammen zu tun und den Versuch zu starten, die alte Erfolgsformel erneut heraufzubeschwören. Das Wörtchen "Versuch" lässt erahnen, wohin die Reise auf "Icon" ging. Denn keineswegs bekommt man hier eine Fortsetzung der 80er, sondern insgesamt klingt das Duo heutzutage melodiebeseelt bis zur Selbstaufgabe, weit weniger schmissig und griffig als in der Vergangenheit, gelinde gesagt einfach klanglich total aufgeblasen, inhaltlich blutleer, mitunter sogar peinlich schmalzig. Die 10 perfekt produzierten und arrangierten Songs auf "Icon" lassen zwar in klitzekleinen Ansätzen erkennen, was früher einmal Asia auszeichnete, zum Großteil ist diese Reunion jedoch ein sehr lauer Aufguss. Da hilft es auch nicht, dass man z.B. mit Ian McDonald (ex-King Crimson), Hugh McDowell (ex-ELO) oder Annie Haslam (Renaissance) namhafte Unterstützung fand. Nun soll dieses Album nicht komplett abgekanzelt werden, denn es setzt letztendlich doch nur konsequent jenes fort, an was sich Downes auf dem letzten Studioalbum von Asia bereits orientierte, während sich auch Wetton letztendlich treu bleibt. Da beide Musiker wohl doch noch genügend Fans in ihren Lagern haben, werden diese bei diesem melodiestarken, aber sehr balladenhaften Album zugreifen, der Rest kann hier getrost weghören.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005