CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)

Cinema - Mindscape
(50:35, Musea, 2004)

Cinema wollen auf ihrem zweiten Album die Tradition von japanischen Bands wie Outer Limits, Pageant oder Vermilion Sands fortsetzen, doch ging dieser wohlgemeinte Versuch bisweilen böse nach hinten los. Wie die Vorgänger aus den 80ern setzt das Sextett zwar ebenfalls auf den sinfonischen, leicht bombastischen Nippon Sound, nimmt sich jedoch vom Tempo her zurück. Sie weiden sich mehr an ruhiger melodischer Eleganz, flechten mitunter einen klassisch anmutenden Unterton ein, doch was bei den Kollegen aus der Vergangenheit überzeugend wirkt, ist auf "Mindscape" leider viel zu oft nur noch eine gänzlich überzuckerte und schwer verdaubare Mixtur. Abgesehen von den stimmlichen Qualitäten von Sängerin Hiromi Fujimoto, deren leicht tremolierende, für asiatische Verhältnisse typisch hohe Stimme, wohl am ehesten von den persönlichen Vorlieben bzw. Belastungsmöglichkeiten abhängt, ertrinkt vieles, was ihre Kollegen auf diesem Album zusammengezimmert haben, in schwelgerischem Weichklang. Nichts gegen schöne Melodien, feinsinnige Ideen oder sachte Akustikmusik, doch Cinema gestalten ihre Musik oftmals einfach zu ausladend, zu übertrieben kitschig, wo in manchen Augenblicken einfach etwas weniger mehr gewesen wäre. Dass Cinema keineswegs alles falsch machen und die Band durchaus überzeugen kann, zeigt sich in jenen Momenten, wo die Ideen eher auf das Wesentliche zurückgestutzt wurden, wenn z.B. die Geige mal sanft, mal fordernd die Führung übernimmt. Vor allem im zweiten Teil des Albums funktioniert einiges überzeugender, finden sich im Notendickicht ein paar wirklich schöne Gitarrensoli. Letztendlich reicht dies jedoch nicht, um die aufgeblasenen Kompositionen gänzlich auf den Pfad der Tugend zurückzuführen. So bleibt "Mindscape" nur etwas für die beinharten Nippon Fans mit dickem Portemonnaie.

Kristian Selm



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