CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)
The Black Noodle Project - And life goes on...
(56:00, Musea, 2005)
Es gibt Bands, die sind im Besonderen gut darin, Balladen zu schreiben. Abgesehen von allen stilistischen Betrachtungen - manche Musiker empfinden wohl tiefere Melancholie, oder können der Stille und der Lyrik klareren, wärmeren Ausdruck geben. Dann entstehen Songs wie "Do it alone" oder "Face the truth" von "And life goes on..." der französischen Melodic Rocker The Black Noodle Project. Dazu gehört nicht viel: Inspiration, eine Stimme, ein Piano, ein Bass, 6 Minuten. Zur Steigerung kann dann noch die Band einsteigen und gemächlich-harmonische Lyrik transportieren, melodische Gitarrensoli entspannt fließen und die Töne lang und weich ausklingen lassen. Das leider viel zu leise eingepegelte Cello setzt dem die Krönung auf. Große Klasse. Jeremie Grima (g, voc), Arnaud Rousset (dr), Anthony Létévé (b) und Matthieu Jaubert (key, voc) sind technisch versierte Musiker mit ausgeprägtem Hang zu Harmonie, Lyrik, Melancholie und Stille. Was sie hingegen nicht können, ist harter Rock. Plötzlich verliert Arnaud die Geduld und schlägt mit seinem Schlagzeug einen deftig-blöden 4/4 - Takt, das Arrangement wirkt wie hinterher geschleppt, die Spannung geht verloren, die Stimmung kippt. Zum Glück versuchen sich die Franzosen nur selten in lautem Rock, suchen lieber ihr Heil in sinfonischen Flächen und sanftem Bombast. Da spazieren Synthesizer-Töne durch den Raum, von elektronischen Harmonien fest gepackt und dem taktvollen Schlagzeug strukturiert. Und nicht erst im 8. Song "Somewhere between here and there" zeigt sich eine starke Vorliebe für spätere Pink Floyd. Immer, wenn The Black Noodle Project lauter werden und kraftvoller musizieren, verliert sich die Qualität, alles klingt rau und angestrengt. Aber wie gesagt, das ist selten. Die Jungs lieben die Stille - und die können sie famos in Töne umzusetzen. Ein größtenteils gelungenes Album für die Neoprog Fraktion!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2005