CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)

Snelwar Manring Zonder - At war with self / Torn between dimensions
(50:05, Free Electric Sound, 2005)

Das amerikanische Label Free Electric Sound (neben Sensory, ein weiteres Sublabel von The Laser's Edge) steht dem Namen entsprechend, für eher offene, freie, zum Teil jazz-rockartige Strukturen, Musik die sich nicht unbedingt in feste Schemen pressen lässt, meist aber durch die instrumentellen Fähigkeiten beeindruckt. "At war with self / Torn between dimensions" vereint die handwerklichen Kräfte des Gitarristen / Komponisten Glenn Snelwar, der u.a. mit seiner Teilnahme das Debüt von Gordian Knot verfeinerte, während seine beiden Mitstreiter - namentlich der vielbeschäftigte Bassist Michael Manring, sowie (ex) Fates Warning Schlagzeuger Mark Zonder - mit noch mehr musikalischen Meriten aufwarten können. Die Vereinigung der drei kulminiert in einer instrumentalen Verbindung aus Progressive Rock, Metal und Fusion, ganz so, wie man dies wohl von den sonstigen musikalischen Tätigkeiten der einzelnen erwarten durfte. Keine Überraschungen also? Mitnichten. Erstaunlich zurückhaltend, stellenweise fast schon brav, interpretiert das Trio die fast komplett von Glenn Snelwar komponierte Musik. Überraschend ist neben der meist relaxten, schwebenden Grundatmosphäre, vor allem der gelegentliche Gebrauch der Mandoline und akustischen Gitarre, sowie die eher unterschwellige Komplexität der Stücke, die sich erst beim genauen Hinhören offenbart. Doch spätestens beim zweiten Durchlauf schälen sich die instrumentalen Feinheiten heraus, entfaltet das Album seine versteckten Details. Da das Trio vor allem auf stimmungsvolle, teils crimsoneske Atmosphäre setzt, gerät das spielerische Können fast in den Hintergrund. Funktioniert in der ersten Hälfte noch nicht alles in Ausdruck und Prägnanz, beeindruckt besonders der zweite Teil der CD durch düstere, apokalyptische Stimmungen, nimmt zudem auch noch kammermusikalische Elemente auf. "At war with self / torn between the dimensions" ist kein instrumentaler Schlag ins Gesicht und bei weitem kein Album der Frickelmeister. Lässt man sich jedoch auf die schleichende Düsternis und klassisches Understatement ein, so offenbart dieses Album durchaus einiges an interessanten Einfällen.

Kristian Selm



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