CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)

Psycho Symphony - Silent fall
(48:09, Transylvanian Music Productions, 1997)
Psycho Symphony - Schizoid
(20:22, Transylvanian Music Productions, 2002)

Psycho Symphony ist eine rumänische Prog Metal Band, die genau weiß, was sie will. Die beiden Produktionen der Band sind voll des ultratechnischen, hyperkomplexen Metals. Breakkaskaden, heftiger Kontrast ineinander greifender melodischer Motive, dynamisch differenzierte Gitarrenriffs, ausgefeilt und auf erstaunlich langsamer Melodielinie angelegter Gesang, thrashiger Klang und eine aggressiv-abgründige Düsternis - die Zutaten haben extreme Dimensionen. Dabei ist die Band nie unbedingt brutal hart, die stete Filigranität der Songstruktur, die schier unglaubliche Komplexität lässt rasantes Rocken gar nicht zu. Trotzdem gehen die Songs gut ab. Da bleibt nur, über die Handwerker zu staunen, die mit äußerst technischem Geschick diese inspirierten Stücke eingespielt haben. Psycho Symphony wurde 1992 in Nagykároly (Rumänien) von Attila Mogyorós (g), Róbert Gindele (b) und Gábor Gindele (dr) gegründet. Schon damals spielte die Band instrumentalen technischen Progressive Thrash. 1993 kam, nachdem das Trio lange nach einem Sänger gesucht hatte, Emil Gherasim (g, voc) zur Band, dessen eigene Band Chaos sich just aufgelöst hatte. Die Jungs warteten nicht lange und begannen gleich, eigene Songs zu kreieren. Psycho Symphony sammelten in Rumänien einige Preise ab. 1994 spielte die Truppe ihr erstes Demo ein, 1996 folgte das zweite. Péter Papp von Transylvanian Music Productions wurde darauf aufmerksam und im Mai 1997 wurde das Debüt "Silent fall" realisiert. Neben 5 Songs, die bereits auf den Demos enthalten waren, gab es zwei neue Tracks. Psycho Symphony heimsten positive Kritik ein. Kein Wunder, das Album hat es in sich. Die CD ist von Beginn bis Ende äußerst komplex. Die zumeist langen bis sehr langen Songs bestehen aus unglaublich vielen Motiven. Es gehört eine Menge Zeit dazu, sich in diese radikalen und schwer abstrakten Stücke hineinzuhören, viele Durchläufe, ohne die das Material nicht zu erschließen ist. Der Sound ist nicht optimal, sicher hat die Band (oder das Label) nicht über genügend Geld verfügt, ein teures Studio zu buchen. Aber unabhängig davon sind die Songs makellos. Nicht alle Prog Metaller werden damit etwas anfangen können. Die Dimension der Komplexität übertrifft bei Weitem das allgemeine Niveau. Dafür werden gewiss Jazzhasen oder Avantgarde-Fritzen aufhorchen, wenn sie denn den metallischen, düsteren und rauen Ton vertragen. Seit 1998 arbeitete die Band an neuem Material. Bis 2002 hatte das Quartett 2 Songs (20 Minuten) für ein Demo fertig, die die Messlatte des Erstlings problemlos überragen. Stilistisch hat sich nicht viel getan. Die Band ist ihrem Stil, ihrer Intention treu geblieben. Auch hier braucht man einige Durchgänge, um zu begreifen, was diese Musik ist, aus welchen Einzelteilen sie besteht. Psycho Symphony knüppeln und klotzen vom Feinsten. Als Vorbilder geben Psycho Symphony übrigens ebenso Prog Metal Klassiker wie Mekong Delta, Voivod (im Klang auszumachen), Psychotic Waltz, Watchtower, Sieges Even wie auch Bands aus den 1970ern an: King Crimson, ELP, Gentle Giant. Sie wissen also, was sie tun. Und weil sie extrem gut sind, kann ich ihnen nur allen erdenklichen Erfolg wünschen. Leicht haben sie es sich nicht gemacht. In der Malerei würde man wahrscheinlich denken: Oh, abstrakte Kunst! Also: für Genießer!

Volkmar Mantei



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