CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)
Polytoxicomane Philharmonie - Plays "Psycho Erectus"
(77:49, Privatpressung, 2003)
"Psycho Erectus ist kein lauwarmes Müsli-Gewinsel, sondern folgt lieber unaufdringlich den Promillepfaden der psychedelischen Rockmusik. Der Dreck unter den Fingernägeln ist eher Attitüde als Understatement." Mit diesen Worten wird man just auf jenes vorbereitet, was einem das Frankfurter Musikerensemble Polytoxicomane Philharmonie in den kommenden knapp 80 Minuten um und in die Ohren bläst. Ein Trip der besonderen Art, der in die weite Welt des Psychedelic / Space Rocks aufbricht, jedoch ohne keineswegs auf ganz eigene Farbschattierungen zu verzichten. So hängt über "Psycho Erectus" zwar der drogengeschwängerte Geist typischer Psychedelic Scheiben, doch bricht die vielköpfige Band oft aus im Hinterkopf abgespeicherten, scheinbar vorgegebenen Stilgrenzen aus. Mal sind es Bläser, die lässiges, angejazztes Lounge-Feeling versprühen, mal kämpft sich aus den blubbernden Klangsequenzen ein Instrument solistisch elegant nach vorne, um sich ganz uneigennützig seinen eigenen Weg zu suchen. Die Taktzahlen sind eher krumm, als nur auf fließende Transzendenz limitiert, bisweilen geht es hin bin zu völlig abgedrehten Soundexperimenten, schlicht und einfach: avantgardistischer Psychedelic Rock mit mächtig Groove und Sax-Appeal. Die hauptsächlich instrumentalen Ausflüge kümmern sich dabei um keinerlei Beschränkungen, hier wird munter drauf los gejammt, im Krautrock Sumpf umhergestapft, bekommt das Album insgesamt einen sehr lebendigen Charakter verpasst, was eher an ein spontanes, improvisiertes Konzert, denn an ein Studioalbum erinnert. Weiterhin passt es ins Bild, dass die Musiker lediglich unter Pseudonymen agieren, weswegen z.B. The Emir of Quaver für den Rhythmus sorgt, während Howling Mad Fishli in der Spaceguitar herumrührt. Eine durch und durch gelungene Reise in fremde Welten. Das Album ist übrigens ebenfalls als limitierte Vinylversion (schwarz / farbig) mit Klappcover bei Nasoni Records (www.nasoni-records.com) erhältlich.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005