CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)
Adrian Belew - Side One
(33:02, Sanctuary, 2005)
Unter dem Albumtitel "Side One" fanden sich Adrian Belew, Les Claypool von Primus und Tool Schlagzeuger Danney Crey zusammen, um das aktuelle Soloalbum des King Crimson Gitarristen / Sängers einzuspielen. Weitere Alben des umtriebigen Musikers, der bereits bei Frank Zappa, David Bowie und den Talking Heads seine Duftmarken hinterließ, mit wechselnden Besetzungen und anderen musikalischen Ansätzen unter den folglich logischen Namen "Side Two" und "Side Three", sollen noch im Laufe dieses Jahres folgen. "Side One" verfolgt auf leider etwas zu kurzen, dafür um so konzentrierteren 33 Minuten den Ansatz des traditionellen Powertrios. Doch ist in Anbetracht der beteiligten Musiker die Musik dieses Trios natürlich keineswegs "traditionell". Schräge Töne neben mitreißenden Grooves, crimsoneske Saitengewitter durchschneiden eine nervösen Fluss aus Rock, Funk, Prog und Wave - man merkt, dass dieses Album den Musikern einfach nur einen Heidenspaß machte und Eingängigkeit und Kommerzgedanken weit außen vor gelassen wurden. Die drei Amerikaner musizieren ungestüm drauflos, ohne dass man trotz aller Experimentierfreudigkeit den Eindruck hat, dass sie komplett die Struktur eines Songs aus den Augen verlieren. Doch ist hier genaues Zuhören gefordert, um alle Details zu entdecken. Überraschend ist somit nicht nur die stilistische Vielfalt und der globusumspannende Einfallsreichtum, sondern auch das konzentrierte Zusammenspiel, der Spaß am gemeinsamen Miteinander. Weiterhin fällt doch auf, wie stark sich dieses Album zum Teil am aktuellen King Crimson Sound orientiert. Wer bisher dachte, nur Robert Fripp allein wäre das prägende Element des karmesinroten Königs, der bekommt hier von Herrn Belew und seinen beiden wackeren Mittätern, auf einmal eine sehr ähnlich geartete Musik um die Ohren geblasen. "Side One" ist nichts für Schöngeister oder Freunde der eher gemäßigteren Töne von Adrian Belew. Kurz, knackig und schräg ist "Side One" herrliche Musik der anderen Art, die Laune auf die weiteren "Seiten" macht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005