CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)

Nice Beaver - Oregon
(66:34, Cyclops, 2004)

Ganz anders als noch zuvor bei Fruitcake geht es im positiven Sinn bei Nice Beaver zur Sache, obwohl die musikalische Ausrichtung fast identisch ist. Einfach besser, weil das Quartett wesentlich druckvoller und ideenreicher agiert. Obwohl das Herkunftsland Holland, was Neo Prog betrifft, bei mir immer etwas gemischte Gefühle auslöst, wenn ich an manch kitschige und Klischee behaftete Produktion aus unserem Nachbarland denke. Natürlich sind auch hier wieder einige typische Neo Prog-Zitate zuhören, doch werden diese nie zu überstrapaziert und mit einer recht abwechslungsreichen musikalischen Darbietung ein gewisser Gegenpart erzeugt. Dabei sorgt besonders das Gitarrenspiel von Hans Gerritse für die notwendigen Akzente, mal gefühlvoll singend (Andy Latimer lässt grüßen) aber auch mal so richtig treibend rockig. Die Keys kommen sehr melodiebetont und sinfonisch daher, versetzt mit leichtem Retro-Einfluss. So entsteht ein oftmals recht düsterer, bombastischer sowie aggressiver Gesamtsound der zu keiner Zeit zu aufgeblasen wirkt. Sehr angenehm anzuhören sind auch die eingestreuten Violinen- und Cello-Parts. Was allerdings für etliches an Abstriche sorgt, ist der Gesang. Weder Keyboarder Eric Groeneweg, noch Gitarrist Hans Gerritse die sich die Lead Vocals aufteilen, können wirklich überzeugen, zu emotionslos und platt klingt die gesamte Gesangsleistung. Hier könnte ich mir wenigstens als Ergänzung zu den tiefen Stimmlagen eine etwas höhere Frauenstimme vorstellen. Es sind eben mehr die oftmals gelungenen Instrumentalpassagen, ob nun eingängig oder leicht komplex, die dem Album den Stempel aufdrücken. So ist "Oregon" (übrigens trägt der USA-Staat den Spitznamen "The Beaver State") keine durchweg zu gefallende CD geworden, da sich zu den bereits angesprochenen Mängel im Gesang leider noch der ein oder andere zu langgezogene und somit langweilige Song begibt. Trotzdem habe ich ein passables Neo Prog-Produkt gehört, dass seine Fans innerhalb der Zielgruppe durchaus finden sollte.

Andreas Kiefer



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