CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)
Kaos Moon - The circle of madness
(40:59, Unicorn Records, 2004)
Die letzten Veröffentlichungen des kanadischen Labels Unicorn Records, die ursprünglich ausschließlich mit Bands aus dem facettenreichen Progressive Rock Bereich an den Start gingen, bewegten sich vermehrt im Grenzbereich zwischen Progressive und Jazz Rock, so dass von verschiedenen Seiten schon erhebliche Bedenken bezüglich der eigentlichen Ausrichtung der kleinen, aber feinen Spezial-Plattenfirma kamen. Doch spätestens mit den beiden aktuellen Veröffentlichungen werden diese Einwände hinweggewischt. Neben den später noch vorgestellten Retroheads aus Norwegen setzt man mit dem Comebackalbum der einheimischen Kaos Moon, welches nach jahrelangen Irr- und Wirrungen doch noch seine Vollendung fand, wieder voll auf Prog. Entgegen Band- und Albumnamen gibt es hier keineswegs Chaos und Verrücktheit, sondern das runderneuerte kanadische Quartett setzt seinen melodischen Weg des bereits 1994 veröffentlichten Vorgängers "After the storm" konsequent fort. Von Anfang an stehen eingängige Melodiebögen, griffige sinfonische Arrangements mit leichtem Mainstream Appeal und der Hang zu wohl durchdachter, aber keineswegs platter Schlichtheit im Fokus. Das bedeutet keinesfalls, dass Kaos Moon nur Vorausschaubares abliefern. Ihre Musik verfügt, trotz eher traditioneller und melodiebetonter Strukturen, durchaus über wohl ausbalancierte Tiefe und ansprechende musikalische Qualitäten, über die passende Power und dosierte Eleganz. Sicherlich sind echte Überraschungsmomente relativ selten zu finden, doch wirkt die Interpretation von Kaos Moon in sich stimmig und wirkungsvoll aufeinander abgestimmt. Unter Zuhilfenahme einer vielköpfigen Gastmusikschar wird dieses Album vor allem durch seine Eingängigkeit bestimmt, in der Gitarre und Keyboards abwechselnd die Solistenrolle übernehmen, während der unaufgeregte Gesang von Bandleader Bernard Ouellette den anderen Fixpunkt des kanadischen Vierers darstellt. Mit sympathischer Melodieseligkeit nehmen sie den Hörer auf die Reise mit. Mitunter wünscht man sich zwar mal etwas mehr Widerhaken, etwas mehr Rotzigkeit und Frechheit für die Ohren, doch präsentieren Kaos Moon ihre Mixtur letztendlich überzeugend und professionell arrangiert. Somit wird "The cirlce of madness" durch eine solide Verquickung aus Retrosounds und melodiebetonter Schönheit ein eher traditionell orientiertes Zielpublikum ansprechen, welches durchaus auch mal sacht eingestreuten Mainstream vertragen kann.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005