CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)
Jinetes Negros - Jinetes Negros
(46:12, Viajero Inmovil, 2000)
Jinetes Negros - Chronos
(56:18, Viajero Inmovil, 2004)
Gleich 2 Alben der katalanischen Band Jinetes Negros veröffentlicht das argentinische Prog Label Viajero Inmovil. Designtechnisch sind die Produkte des Labels unvergleichlich, stets fabelhaft layoutet und im LP-Sleeve, ganz ohne Plastik, verpackt und doch wohl aufgehoben, da wird das Auge stets ausgezeichnet bedient. Jinetes Negros wurde 1999 von dem Keyboarder Octavio Stampalia gegründet, der von der Symph Prog Band Anima kam und viele Ideen mit sich herumschleppte. Octavio traf auf den Komponisten Marcelo Ezcurra (voc), später auf Pablo Robotti (g), Marcelo Vaccaro (b) und Christian Colaizzo (dr). Die Lyrikerin Nene D'Inzeo inspirierte Stampalia sehr. (Hoffentlich auch mit ihrer Lyrik!) Er schrieb die Musik für ihr Werk "El Jinete Negro" (Der schwarze Reiter) und behielt den Namen gleich für sein neues Projekt. Gemeinsam mit verschiedenen Gastmusikern spielte die frische Band die 8 Songs der CD im Jahr 2000 ein. Stilistisch ackern Jinetes Negros sich durch symphonischen Hardrock mit progressiven Einflüssen. Ein großer Chor singt erhabene Passagen; Gongs, Glockenspiel und Keyboards erbauen mit schwerem Bombast. Insgesamt jedoch ist die Produktion eigentlich von eingängiger und einfacher Rock-Struktur. Die Musik hat Rasanz und Schmackes, vor allem in den hart rockenden Passagen, die allerdings hin und wieder auch recht eintöniger Mainstream sein können. Doch seltsam, zwei außerordentlich interessante Bonustracks, in denen der Chor kräftig schmettert und die Band zu intimerem, spannendem Spiel findet, sowie ein Videoclip ergänzen die Produktion. "Chronos", die zweite und unabhängig veröffentlichte CD der Band, fand Inspiration in Gemälden des spanischen Surrealisten Salvador Dalí, genau genommen an einem zwölfseitigen Dalí-Kalender, der von der Gala Dalí Foundation veröffentlicht wurde. Ein neuer Bassist war an Bord: Charly Moreno, Gastmusiker und Chor waren nicht beteiligt. Die stilistische Struktur blieb unverändert. Der Hardrock ist symphonischer als auf dem Vorgängeralbum, aber nur um Nuancen. AOR und Melodic Rock mit leichtem Prog Einfluss sind tonangebend. Beeindruckend sind die lyrischen Harmonien, die leisen Töne, die dem etwas starren Rockkonzept Raum und Qualität abringen. In allem steckt eine gewisse Behäbigkeit, die nicht gerade positiv wirkt. Die Band entwickelt in einigen Stücken wirkungsvolle Düsternis. Doch immer wieder tun sich beliebige Strukturen auf, besonders in den Gesangsharmonien, und hier vor allem in überflüssig poppigen Refrains. Soli und instrumentale Passagen, knapp und gut gespielt, machen einiges wieder wett. Aber ein ungutes Gefühl bleibt, die CD bietet mehr optische als inhaltliche Reize. Wenn "Chronos" der Höhepunkt von Jinetes Negros ist, muss die Band noch hart an ihren Fähigkeiten arbeiten.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2005