CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)

Brian Auger & The Trinity - Befour
(51:27, Sanctuary, 1970)

Auch "Befour", Brian Auger's 1970er LP, wird nun mit Bonustracks auf CD wiederveröffentlicht. Wie die anderen Reissues auch ist "Befour" längst auf CD auf dem Markt gewesen, jedoch nicht mit diesen Bonustracks. Das letzte Trinity-Album war stilistisch ebenso vielseitig wie die Vorgänger. Mal verband die Band Bluesphrasen, Swingmotive und Rock oder spielte die Hits anderer Musiker nach, wie das groovige "I wanna take you higher"; dem Psychedelic Soul von Sly and the Family Stone versetzte Brian Auger einen heftigen Schuss Funk Jazzrock, was nicht nur live sehr gut ankam. Experimentelle Rhythmus-Attacken, Jazzrock, lange Improvisationen und klassische Adaptionen ("Pavane" von Fauré, "Adagio per Archi e Organo" von Albinoni) gibt es auf "Befour" zu hören. Das Publikum war gespalten. Brian Auger & The Trinity waren den einen nicht progressiv, den anderen nicht jazzig genug. Und dennoch feierte die Band Erfolge. Die tanzbare und dennoch wilde Lässigkeit einiger Songs hatte ihnen beim großen Mainstream-Publikum Punkte eingebracht (das Auger noch von Steampacket und seiner Zusammenarbeit mit Julie Driscoll kannte). In den 1960ern galt er als einer der besten Jazzpianisten. Er traktierte die Tastatur mit Fäusten, imitierte Bongos und experimentierte mit ungewöhnlichen Klängen. "Befour" war gemäßigter als die Trinity-Vorgänger und zeigte eine zerrissene Band, die ihren Weg sucht. Später ging Brian Auger in die USA, in den 1980ern war er mehr in Jazzclubs als auch Rockbühnen aktiv. Die Bonustracks ergänzen das Album fabelhaft. Ein Demo von "Pavane" und zwei unveröffentlichte Tracks im guten Klang passen vorzüglich zum kraftvollen Sound der anderen Songs. Ohne Brian Auger hätte es im übrigen wohl nie Acid Jazz gegeben. Zumindest nicht in dieser Art. "Befour" ist längst nicht nur historisch interessant. Tipp für Jazzrocker!

Volkmar Mantei



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