CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)
Grobschnitt - Die Grobschnitt Story 5
(80:04 + 80:29, Wolkenreise, 2004)
Auch auf dem 5.Teil der "Story" hat Eroc wieder mal sehr tief in den grobschnittigen Archiven gewühlt und erfüllt somit einerseits langjährige Fanwünsche, fördert jedoch auch andererseits wunderbare Schätze zu Tage. Prall gefüllt mit jeweils 80 Minuten geht diese Geschichtsstunde tief in die frühen und Mitt-70er. CD 1 liefert einen fast kompletten Konzertmitschnitt (bis auf die fehlende Zugabe) von einem Auftritt anno 1973 im Winterhuder Fährhaus in Hamburg, während CD 2 endlich die legendären Radiointerviews beim WDR zugänglich macht - sagenumwobene Hörereignisse der deutschen Radiolandschaft, die schon seit längerer Zeit ganz oben auf dem Wunschzettel der Grobschnitt Gemeinde standen. Beeindruckend ebenfalls zum wiederholte Male die Soundqualität, sorgfältig und detailverliebt von Eroc aufbereitet, die diese historischen Aufnahmen lebendig werden lassen, den Zuhörer bei den Liveaufnahmen tief in das Konzertgeschehen, in die Faszination des Live-Phänomens Grobschnitt eintauchen lassen. So erspielen sich Grobschnitt auf CD 1 nicht nur das zu Beginn noch nordisch recht unterkühlte Publikum, sondern man bekommt neben der "Sinfonie" und dem unverwüstlichen "Solar Music", die Urversionen von "Nickelodeon" und "Magic train" vom "Ballermann" Album zu hören, die sich zum Teil wesentlich von den späteren Studioaufnahmen unterscheiden. Auf dem zweiten Silberling gibt es dann die volle Packung des typischen Anarcho Humors der Hagener Band, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gehörig durcheinander wirbeln und zum guten Schluss auch noch das WDR Studio "sprengen". Schwierig zu beschreiben, dieses lebenslustige Chaos muss man einfach gehört haben! Dazwischen bekommt man nicht wie bei den Originalsendungen das "echte" Material vom damals aktuellen Album "Jumbo" zu hören, sondern an deren Stelle wurden instrumentale Demoaufnahmen aus dem Proberaum eingefügt. Zum guten Ende folgt noch die legendäre "Söldner Show", sowie eine über zwölfminütige Version von "Come on people", was wieder einmal mehr beweist, welch unterschiedliche Facetten von gnadenloser Komik bis hin zu begnadeter Musik die Spaßfamilie Grobschnitt bietet.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005