CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)

Finnegans Wake - 4th
(45:44 + 49:43, Carbon 7, 2005)

Nachdem der Multi-Instrumentalist Henry Krutzen nach Brasilien zog, schien unweigerlich das Ende von Finnegans Wake gekommen. Doch glücklicherweise fand er für sein Konzept vor Ort entsprechende Musiker, mit dem Bassisten Alain Lemaître ist zudem ein Mitstreiter aus dem heimischen Belgien mit an Bord. Dank moderner Technologie wurde somit das aktuelle Finnegans Wake Album sowohl in Brasilien, wie auch und Belgien aufgenommen und zu einer harmonischen Gesamtheit verbunden. Als Gäste fungieren zudem eine fast unüberschaubare Zahl an Musikern an den verschiedensten Instrumenten (reicht von klassischen Instrumenten wie Klarinette, Oboe, Violine, Cello, Flöte, bis hin zu rockmusikalischer Unterstützung an Keyboards und elektrischer Gitarre), was den kammermusikalischen Anspruch des aktuellen Werkes von Finnegans Wake noch weiter unterstreicht. Das vierte Album von Finnegans Wake - logischerweise "4th" betitelt - ist eindeutig in der Tradition einer anderen belgischen Band zu sehen: nämlich Univers Zero. Doch während diese auf fast schon klaustrophobische Atmosphären setzen, die dunklen Momente ein bestimmendes, verstörendes Element sind, setzt Krutzen mit seinen brasilianischen Kollegen auf eine wesentlich "leichtere" Interpretation der kammermusikalischen Rockmusik. Weit weniger verkopft, dafür aber rhythmisch etwas lockerer, ist "4th" eine Art "light" Univers Zero. Hier bestimmen nicht nur düstere Atmosphären das Geschehen, sondern die Musik wirkt weitaus durchschaubarer, auch wenn konsequent auf die moderne Verschmelzung von klassischen mit rockmusikalischen Instrumenten und Arrangements gesetzt wird, hin und wieder jazzige Nuancierungen die Musik verfeinern. Finnegans Wake ist in derart "leichter", als das die Kompositionen klarer strukturiert, aber inhaltlich auch ausladender und nachvollziehbarer angelegt sind. Dennoch ist vieles vom musikalischen Anspruch her recht anspruchsvoll, jedoch nicht ganz zu überladen geraten. "4th" ist trotz der Ausdehnung auf Doppelalbumlänge keineswegs zu erschlagend, denn leicht beschwingte Momente sorgen immer wieder für Auflockerung in dieser konzeptionell arrangierten E- und U-Musik Symbiose. Wer also Univers Zero in einer etwas leichtfüßigeren, verdaubaren Form erleben möchte, liegt bei Finnegans Wake aktuellem Werk genau richtig.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2005