CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

Alex Skolnick Trio - Transformation
(61:50, Magnatude Records, 2004)

Es gibt wohl keinen zweiten bekannten Gitarristen, der so tief aus Heavy Metal so tief in Jazz gewechselt hat. Erst war er auf der Überholspur Jazzrock / Fusion mit Attention Deficit, doch diese Phase hat er hinter sich gelassen. Seine Hinwendung zum Modern Jazz findet instrumentenbedingt elektrisch statt, dabei hat er allerdings keinen großartigen Einfluss aus dem Rock übernommen, wenngleich fast alle Songs, die auf "Transformation" verewigt sind, aus dem Rock stammen, sogar echte Rockklassiker sind! Alex Skolnick (g) hat mit Nathan Peck (Double-Bass) und Matt Zebroski (Schlagzeug, Perkussion) ein neues Trio gegründet, mit dem er auf ausdrucksstarke Weise seinen neuen musikalischen Standpunkt zementiert. Neu ist zudem, dass alle drei Musiker des Trios singen, lautmalerisch, keine Lyrics, sondern Jazz-Scat. Wäre Alex Skolnick Saxophonist geworden, würde "Transformation" wie ein klassisches Modern Jazz Album klingen, aber auch so sind sämtliche Parameter seines Spiels Jazz. Der Titelsong eröffnet die CD. Das Schlagzeug rockt hier wirklich und auch Alex, wie im 11., abschließenden Song, holt für einen Augenblick aus, dreht die Gitarre auf und lässt es krachen. Kein Wunder, ist "Transformation" doch ein altes Stück aus seiner Zeit bei Testament. Weitere Rocksongs sind "Electric Eye" (Judas Priest), "Money" (Pink Floyd), "Blackout" (Scorpions), "Don't talk to strangers" (Dio) und "Highway Star" (ja, genau das Teil von Deep Purple) - und sie alle klingen, als wüssten sie nichts, absolutamente nichts von Rock. Zumeist ist der Rhythmus verändert worden, die Arrangements sowieso, aber auch die rhythmischen Eckpunkte und Betonungen, die emotionalen, markanten Punkte - alles weg, alles neu. "Money" vor allem ist nicht wieder zu erkennen. Während "Highway Star" klingt, als sei es eine Komposition eines alten Jazzhasen von 1954, die mal wieder ausgegraben wurde. Und das bringt es! Um die CD zu mögen, muss man Jazz mögen, selbst die Gitarrenarbeit ist völlig Jazz, bis auf die beiden solistischen Ausnahmen. Verrückt, ist es nicht?!

Volkmar Mantei



© Progressive Newsletter 2004