CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Derek Sherinian - Mythology
(45:48, InsideOut, 2004)
Mr.Tasten-Ego lässt es heftigst krachen. Während Derek Sherinian bei Planet X eher in der jazz-rockig-metallischen Suppe und ebenfalls in einem einigermaßen stabilen Bandgefüge herumrührt, fallen seine Soloalbum wesentlich härter und stilistisch vielseitiger aus, wobei er sich jedes mal mit namhaften Gastmusikern umgibt. Dieses mal konnte er neben der "Stamm-Mannschaft" um Simon Philips, Tony Franklin und Zakk Wylde, den ex-Mahavishnu Orchestra Geiger Jerry Goodman gewinnen, steuert Allan Holdsworth in seinem typischen Stil das wohl metallischste Solo seiner Karriere bei, während Steve Stevens (Billy Idol, Black Light Syndrome) sich eher vom Flamenco inspirieren lässt. Dabei nimmt der Tastenmeister sich selbst erstaunlich zurück, er überlässt vielmehr seinen Gästen und hier vor allem den diversen Gitarristen ganz selbstlos die Bildfläche, damit sich diese solistisch in Szene setzen können. Das heißt natürlich keineswegs, dass man hier keine Keyboardsoli im brachial-virtuosen Instrumentengewitter zu hören bekommt, doch geht die nicht immer nur auf Tempo bedachte Schlacht zwischen Tasten und Saiten ungefähr unentschieden aus. War der Vorgänger "Black Utopia" doch eher von sinnloser Schnellspielerei vor allem von Yngwie Malmsteen, sowie einem fast nicht zu hörenden Beitrag Al di Meolas geprägt, so hat "Mythology" wieder wesentlich mehr Feeling, spielerische Klasse und Abwechslung, die Instrumentalisten treten doch deutlich mehr in ihrer spielerischen Eigenständigkeit in Szene. Vor allem Allan Holdsworth in seiner unverkennbaren Weise, aber auch das virtuose Gegeige von Jerry Goodman sind deutlich den betreffenden Musikern zuzuordnen und verschwimmen nicht im Einheitsbrei einer zu überladenen Produktion. Wie bei allen Alben, die Sherinian in den letzten Jahren unter seinem Namen oder dem Bandprojekt Planet X veröffentlicht hat, wird es auch dieses mal wieder Bewunderer und Hasser dieser selbstherrlichen Nabelschau geben. Ich oute mich als Fan.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004