CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
RPWL - World through my eyes
(70:53, Tempus Fugit, 2004)
Hatten sich RPWL bereits auf "Trying to kiss the sun" vom Pink Floyd Vergleich des Debüts freigeschwommen, so ist ihr viertes Studioalbum "World through my eyes" ein weiterer Schritt hinzu einem eigenständigen Sound mit teilweise neuen musikalischen Ansätzen. Dies bedeutet nun keineswegs, dass es hier keine floydige Stimmungen mehr zu hören gibt, doch sind diese viel subtiler eingewoben, überwiegt ansonst ein wesentlich rock-orientierter, leicht experimenteller Ansatz, der besonders auf melancholische Stimmung setzt. Auch die leicht indisch, psychedelisch angehauchten Klangtendenzen im Sound, die man bereits von "Trying to kiss the sun" kennt, finden sich auf "World through my eyes" wieder. Als weitere Merkmale fallen bei der moderaten Umorientierung von RPWL auf: trotz Songlängen jenseits der 5 Minuten Grenze, sind vor allem im ersten Teil des Albums die solistischen Ausflüge an Gitarre und Keyboards wesentlich mehr in den Hintergrund gerückt, wobei dennoch sehr geschmackvoll auf vor allem Keyboardparts zurückgegriffen wird, die Soli mehrfach an Manfred Mann erinnern. Die griffigen Melodien bleiben gut hängen, allein die melancholische, meist sehr getragene Atmosphäre, die über dem Album liegt, hätte auf Dauer etwas mehr Drive, einen Tritt in den Hintern vertragen. RPWL sind eigentlich immer dann am überzeugendsten, wenn sie sich in psychedelisch bzw. progig anmutenden Instrumentalpassagen Zeit und Raum lassen, um Stimmungen aufzubauen bzw. mit gezielten Soloeinlagen beeindrucken bzw. die Scheibe mal mehr losrockt. Zweite große Überraschung: das von Gast Ray Wilson gesungene Rock / Pop Stück "Roses", steigt zum heimlichen Highlight dieses Albums auf und das mit einem Song der vor allem durch seine Eingängigkeit gefällt und in gekürzter Version, mit seiner prächtigen Hookline, sicherlich auch als Single eine Chance hätte. Daneben hinterlassen besonders das mit einigen Beatles-ähnlichen Einfällen bestückte "Everything was not enough", sowie das sinfonische, progige "3 lights" einen nachhaltigen Eindruck. Auch recht ungewöhnlich für RPWL: der Titelsong, der mit seiner Mischung aus modernen Sounds und treibenden Rhythmen sich in ein ganz anderes musikalisches Terrain vorwagt. Dennoch: "World through my eyes" ist trotz aller mehr oder weniger vernehmbarer Änderungen, ein Album das immer noch typisch nach RPWL klingt. Das Album ist übrigens als aufwändige Special Edition auf Hybrid-SACD erhältlich: sie bietet das gesamte Albummaterial im 5.1-Mix (spielt auf gängigen CD Playern Stereo) sowie einen zehnminütigen Bonustrack und ein erweitertes Booklet.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004