CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Qoph - Pyrola
(52:54, Kaleidophone Records, 2004)
Mehr als fünf Jahre sind seit der letzten Begegnung mit Qoph vergangen und es hat sich was getan beim schwedischen Quartett. Während das Debüt "Kalejdoskopiska aktivteter" noch mit sperrigem schwedisch auf Hörerfang ging, ist "Pyrola" inzwischen komplett in englisch eingesungen, dadurch auf jeden Fall für mehr Hörer konsensfähig. Ist es damit inzwischen zwar etwas einfacher sich sprachlich zurecht zu finden, musikalisch sieht die ganze Retro Chose indes immer noch sehr eigenwillig aus. Man braucht einige Hördurchgänge, um sich mit "Pyrola" anzufreunden, welches zwar nicht unbedingt durch erschlagende Komplexität eine gehörige Hürde aufbaut, sondern mehr durch seltsame, irgendwie teils schwebende, teils krachende Arrangements den Zuhörer fordert. Ausschweifende Gitarrensoli, die mal space-rockig bzw. psychedelisch davon entschwinden (grandios umgesetzt im ausschweifenden Soloteil von "Korea") oder erdig losrocken, sind da noch am einfachsten zu durchschauen, dafür ist die Melodieführung nicht unbedingt immer das, was als eingängig durchgeht. Aber wahrscheinlich genau deshalb hat diese Musik irgend etwas, wobei es nur sehr schwerlich zu beschreiben ist, was es nun ist, was den Kritiker irgendwo doch länger und intensiver zuhören lässt. Ein Versuch: besonders die jammig wirkenden, sehr ausladend gestalteten Instrumentalpassagen üben eine faszinierende Fliehkraft aus, da sich trippig in den Schnittmengenbereich aus Psychedelic und Space Rock vorarbeiten. So passiert zwar nicht so viel, aber Spannung und Stimmung wird kontinuierlich gesteigert, lässt den Zuhörer auf einem Zug durch wabernde Wolkenschwaden teilhaben oder ihn erdig rockend auf den Boden der Tatsachen mitgrooven. Dazwischen findet sich aber genügen progressiv gefärbtes, aber auch hard-rockendes Liedgut, das man eher als eckig und kantig bewerten kann. Ebenfalls erwähnenswert, dass hier als Gäste einige bekannte Akteure der schwedischen Szene (u.a. Anekdotens Nicklas Barker, sowie. Simon Steensland und Mats Öberg) ihren Beitrag leisten. Nicht unbedingt ein Album für die breite Masse, aber dennoch eine interessante, wenn auch nicht sofort mitreißende Scheibe. Von diesem Album gibt es übrigens ebenfalls eine Vinylversion, auf der noch gleich drei Bonustrack raufgepackt wurden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004